7.

[66] Neu anfangen zu können

ein einziges Mal wenigstens!

Nicht aufzuräumen haben, weglegen und lassen dürfen, was nicht fertig wurde ...

einen Abschnitt machen können ... bis auf den Grund ... ein Meer zwischen gestern und heut bringen ...[66]

ein einziges Mal wenigstens ... in Neuer sein dürfen ... das ist's ... was einen hinübertreibt über die Wasser!

dieser große stille Morgenwunsch jedes neuen Tages, jedes neuen Jahres ... mit seinem schönen Mutig-sein!


Mit dünnen spinnigen Armen aber greift es herüber

schattenhaft, schattenfroh

und kettet jedes Heute mit hundert kleinen Zetteleien an Gestern und saugt sich herzblutgierig an ihm fest und lähmt ihm gleich das Beste wieder, das es hat: den frohen Mut, neu anzufangen ...

ein einziges Mal, neu anzufangen!

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 1: Von Alltag und Sonne. Stuttgart 1921, S. 66-67.
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