Nachtklänge

[106] Tieftiefste Ruhe rings ...

nur das gleichtönige, einsamstille Zirren und Zirpen der Grillen, die ganze Nacht in süßes, sehnsüchtiges Zittern und Singen auflösend ...

und plötzlich, vom Dorf herüber, die gellen Klänge eines Sonntagstanzes, hell und heiser, nur den Takt gebend, und zwischenhindurch das Schlurren und Schleifen der Tanzenden ...


Ich hatte ein Lied im Sinn von waldnachtstillen, träumerischen Mädchenaugen, von erster Liebe scheu-sehnsüchtigem Zagen ...

und plötzlich schmiegen weiche weiße Arme sich mir um den Hals und brennende Lippen drängen mir entgegen und alles wogt mit laut aufrauschenden Fanfaren über mir zusammen

und in blaugoldenen Blitzen verzuckt die Nacht sich zu den stillen Sternen.

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 1: Von Alltag und Sonne. Stuttgart 1921, S. 106-107.
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