Spätsommer-stimmung

[123] In regungslosem Brüten schleiern Meer und Himmel, eintönig grau, wie blindgewordene Spiegel, und regungslos dazwischen steht das Land.

Eine Menge Licht ist in der Luft; ein Licht jedoch, das keine Schatten hat, gleichmäßig und zerteilt, so daß man kaum erkennt, obs Mittag oder Abend und wo die Sonne steht.

Die Oie hängt wie ein rötlich Wolkenbild im Dunst und ein paar Boote mit kupfergelben Segeln kriechen an ihm hin, gleich großen Motten, die an einer Fensterscheibe aufwärts wollen.

Nun taucht ein Dampfer aus der Tiefe und langhin ballt sein Rauch in runden dunkeln Wolken sich aufs Wasser.

Kein Laut, kein Ton! Mit dumpfem Schlafe liegt der Sommer im Gelände und alles halbbeklommen[124] hält den Atem an, als müsse jeden Augenblick ein ... Klang, ein ... Ruf, ein ... Schrei dies Schweigen brechen.


Und plötzlich fallen große schwere Tropfen.

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 1: Von Alltag und Sonne. Stuttgart 1921, S. 123-125.
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