17. An Herrn Magnus Schuwarten

[354] 1633 März-April.


Künftig will auch ich was melden

von den Taten unsrer Zeit

und die ritterlichen Helden,

so man rühmet weit und breit,

in ein solches Buch verleiben,

daß sie sollen ewig bleiben.


Phöbus hat mir Dint' und Feder

schon gegeben in die Hand,

Klio solch Papyr und Leder,

das nur denen ist bekant,

die von solchen Sachen handeln,

die sich nimmermehr verwandeln.


Erstlich werd' ich müssen singen

von des stolzen Heboms Flucht,

welcher ihm mit seinen Dingen

selbst den Untergang gesucht,

welcher sich und uns betrübte,

als er fremde Bulschaft liebte.


Nachmals wird berichtet werden,

wie der große Dannefried,

Dannefried, die Furcht der Erden,

auf ein neues Werk geriet,

daß er, da er Fremde plagte,

seine Liebste selbst verjagte.


Margenis, der Preis der Schönen,

doch des Unglücks stetes Ziel,

die so manchen Ritters-Söhnen

wegen Schönheit wol gefiel,

werd' ich auch erraten können

aller deiner Buler Sinnen?


Wie beherzte deine Sache

der getreue Celetor,

wie auch mit gerechter Rache

schwanger gieng der Zanefor,

wie die ungetreue Gile

durch ihr eignes Urteil fiele?
[354]

Hier wird man vor Andern hören

den berühmten Held Vagust,

der von wegen deiner Ehren

mänlich wagte seine Brust,

der, da er dir Fried' erwurbe,

ritterlich zu Felde sturbe.


An der Seiten soll ihm stehen

Herbrand, der gelobte Man,

der den Stallwein wird bestehen,

wie er schon Beweis getan,

der demnach des Himmels Willen

alles Urteil ganz soll stillen.


Lasse mich nächst nach dir gehen,

Barklai, und verzeih mir diß!

Meine Margenis soll stehen

neben deiner Argenis,

Argenis, dem schönen Wesen,

das so ferne wird gelesen,


wird mir Gott das Glücke geben

und mir Einen wecken auf,

der mich läßt in Ruhe leben

und der Sachen ihren Lauf

durch die Westen milder Sinnen

und der Freiheit wird vergünnen.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 354-355.
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