40. Für eine Jungfrau

[379] 1636 Mai 1.


Der Mai, der kömmt gegangen

und hat die schönen Wangen

mit Blumen ausgemalt.

Das Leid der langen Fröste

wird durch die warmen Weste

mit Wollust reich bezahlt.


Auch euer Tag, der liebe,

will ganz nicht sehen trübe,

stellt sich erfreuter ein,

und Alles, was wir fragen,

das sagt in einem Sagen:

Ihr solt gebunden sein!


Drum wills auch mir gebüren,

daß ich euch helfe zieren.

Nehmt dieses schlechte Band!

Ihr Wündsche, die ich schicke,[379]

habt mehr, als ich, Gelücke

und schlingts ihm um die Hand!


Ich bitte seinetwegen

von Gott ihm so viel Segen,

als Stern' am Himmel stehn,

als Zweige sind in Wäldern,

als Kräuter auf den Feldern,

als Fisch' im Meere gehn.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 379-380.
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