[387] 1638 September.
Vertrauter meines Herzen!
Nun ist das fünfte Jahr
in Ernsten und in Scherzen,
in Freuden und Gefahr,
in Mangel und in Fülle
und wie's auf Reisen fällt,
mein Wundsch und ganzer Wille
durch, in und aus der Welt.
Ergänze dein Gemüte,
das halb gestorben lebt
und kühl dir das Geblüte,
das so für Hitze klebt![387]
Auch diesen Stoß, den herben,
verrückst du aus dem Ziel':
es läßt sich nicht so sterben,
alswie der Würger will.
Dem beißen Perserlande
gefalle seine Glut,
der Tartereien Sande
sei seine Dürre gut!
Ich lobe deine Felder,
Europe, deine Luft,
dein Wasser, deine Wälder,
die wir so oft geruft.
Komm, laß uns alle Mühen
und was uns hat gekränkt,
mit Zucker überziehen,
in Weine sein vertränkt!
Kein Wermut ist so bitter,
der nicht auch Honig hält.
So steht sichs wie ein Ritter,
so fällt sichs wie ein Held.
Da lebt, da stirbt sichs süße,
wo Lust kein' Unlust hat.
Komm, mach dich auf die Füße!
Diß schafft dir deine Stat.
Behalt dich deinen Freuden
und deinen Freunden vor
und weise deinem Leiden
das aufgesperrte Tor!
Komm, Bruder, laß uns eilen,
wir haben hohe Zeit,
zerreiße diß Verweilen
und töte selbst dein Leid!
Der Donner ist verschwunden,
der Regen ist vorbei,
Apollo wird empfunden,
und du bist frisch und frei!
[388]
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