7. Als etliche seiner Freunde von ihm zogen

[333] Du, öder Hain,

du, wilde Wüstenei,

sagt her, kans sein,

sagt her: wo sind sie drei?

Und, Zephyr, du,

wie denn ihr Andern auch,

weht mir noch einen Hauch

von ihnen zu!


So kehrt ihr doch,

Geliebte, zu mir ein

und wollet noch

von mir umfasset sein?

Wo aber hin,

wo nauß fliehn sie mit Fleiß?

Ich weiß nicht, was ich weiß,

wie ich dran bin.


Ich hört', ich sah',

ich griffe sie ja hier.

Ihr seid ja da,

ihr, meine Liebsten ihr?

Wie ist mir denn?

Sie sinds und sinds auch nicht.

Ich weiß nicht, was geschicht,

wie oder wenn.


Steht doch! Ach! nein,

sie sind es leibhaft nicht.

Es ist ihr Schein,

der mir die Augen bricht.

Ach ich, nur ich

weiß, daß ich gegend bin;

doch zweifelt noch mein Sin

an mir bei sich.


Ach! ach! ach! ach!

Wem ist mehr weh' als mir?

Wer mißt die Bach,

die ich verweine hier?[333]

Wer zählt die Luft,

die durch die Lippen dringt?

Mein wundes Herze springt,

es klopft, es pufft.


Sie, sie sind dort,

ohn' die ich nicht bin ich.

Macht ihr euch fort,

ihr Seufzer, nach für mich,

daß, wenn sie sehn,

daß sich die Oder hoch

schwöllt' auf, es müss' annoch

durch euch geschehn!


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 333-334.
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