13. Eile zum Lieben

[405] Liebste, die du's warlich bist,

wilt du mehr sein als nur heißen,

so laß sich dir nicht entreißen

dieser Jahre kurze Frist,

welche Flüssen gleich und Pfeilen

unvermutet von uns eilen!


Jugend liebt und wird geliebt.

Wilst du mich und dich betrüben?

Es ist ja das süße Lieben

eine Tat, die Alles übt,

bevoraus wenn man noch grünet,

das uns Gegengunst verdienet.


Diß vermischte Milch und Blut,

der Hals, diese weichen Hände

schleißen hin. Es nimmt ein Ende,

was uns itzt so süße tut.

Und von dem wir itzund leben,

wird uns bald dem Tode geben.


Laß uns blühen, wie wir blühn,

eh' der Winter welker Jahre

dir die goldgemengten Haare

wird mit Silber unterziehn,

eh' mir dieser Mund erblasset,

der denn haßt und wird gehasset!


Geb dich mir, wie ich mich dir,

und versichre dich beineben,

daß ich dir kan wiedergeben,

was du hast gegeben mir!

Was du hast, das bleibet deine;

doch so ists nicht minder meine,
[405]

Stimmt ihr Götter ein mit mir!

Helft mir ihren Ruhm erheben!

Sie ist meines Lebens Leben,

sie ist aller Zierde Zier,

und allein der Preis der Schönen,

der gebührt nur Pamphilenen.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 405-406.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Deutsche Gedichte
Deutsche Gedichte