2. Aus dem Italiänischen

[396] Laßt uns tanzen, laßt uns springen,

denn die wollustvolle Heerde

tanzt zum Klange der Schalmeien!

Hirt' und Heerde muß sich freuen,

wenn im Tanz' auf grüner Erde

Böck' und Lämmer lieblich ringen.


Laßt uns tanzen, laßt uns springen,

denn die Sternen, gleich den Freiern,

prangen in den lichten Schleiern!

Was die lauten Zirkel klingen,

nach dem tanzen sie am Himmel

mit unsäglichem Getümmel.
[396]

Laßt uns tanzen, laßt uns springen,

denn der Wolken schneller Lauf

steht mit dunkeln Morgen auf!

Ob sie gleich sind schwarz und trübe,

dennoch tanzen sie mit Liebe

nach der Regenwinde Singen.


Laßt uns tanzen, laßt uns springen,

denn die Wellen, so die Winde

lieblich in einander schlingen,

die verwirren sich geschwinde!

Wenn die bulerische Luft

sie verschläget an die Kluft,

tanzt der Fluten Fuß zu Sprunge,

wie der Nymphen glatte Zunge.


Laßt uns tanzen, laßt uns springen,

denn der bunten Blumen Schaar,

wenn auf ihr betautes Haar

die verlebten Weste dringen,

geben einen lieben Schein,

gleich als soltens Tänze sein!


Laßt uns tanzen, laßt uns springen,

laßt uns laufen für und für,

denn durch Tanzen lernen wir

eine Kunst von schönen Dingen!


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 396-397.
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