21. An seine Boten

[415] Geht, ihr meine Tränen, geht

und erweichet der ihr Herze,

die wie eine Klippe steht,

unbewegt von meinem Schmerze,

die das, was mein Herze bricht,

sieht und wills doch sehen nicht!
[415]

Fliegt, ihr meine Seufzer ihr,

nehmet eure Kraft zusammen!

Blaset, wie ihr tut bei mir,

auf bei ihr die Liebesflammen,

daß sie, wenn sie sieht auf mich,

lichter Lohe brenn' als ich!


Meine Boten, so fahrt hin,

schafft mir Rat, so viel ihr könnet,

und vergnüget meinen Sin,

der sich selbsten kaum besinnet!

Bringt nicht ihr mir ihre Gunst,

so ist alle Kunst umsunst.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 415-416.
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