23. Die versönte Charitinne

[417] Das Herze von Demant

hat sich in Fleisch gewant.

Die unverwanten Sinnen

der harten Charitinnen

hab' ich in meiner Hand.


Bis hieher bin ich tot,

nun hat es keine Not.

Sie, meines Lebens Leben,

hat mir diß wiedergeben,

was uns den Mund macht rot.


Du schönes Zimmer du,

daß du mich bringst in Ruh!

Violen und Narzissen,

die müssen aus dir sprießen

und dich ganz decken zu.


Der Äuglein milder Plitz,

Gott Amors sein Geschütz',

und die Korallen Lippen

sind meine feste Klippen

und starker Rittersitz.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 417.
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