4. Heinsii sein holländisches Dominæ servitium libertatis summa est

[398] Alle, die ihr habet Neid

und auf mich erzürnet seid,

laßt nun blicken euren Mut

über mein berühmtstes Gut!


Wisset, daß mein Glücke steht

und euch Allen übergeht!

Niemand ist so groß von Kraft,

der mir was zu schaffen schafft.


Ganz kein König auf der Welt

ist; der mir die Wage hält.

Fürsten, Herren, den und dich

stell' ich weit, weit unter mich.


Gestern späte bei der Nacht

hab' ich den Stand an mich bracht,

als ich ward der Schönsten Knecht,

die den Namen führt mit Recht.
[398]

Alle meine Zier und Pracht

ist kein Reichtum, keine Macht,

nur daß sie eins günstiglich

von der Seite sah auf mich,


daß sie mir gab ihren Mund

der mich tötlich machet wund;

da mein' arme Seele webt,

da sie wohnt und allzeit lebt.


Mit den Türen von Koral,

da Kupido hat den Saal,

spielte sie ein liebes Spiel.

Meine Lippen war'n ihr Ziel.


Drauf gab sie ein Lachen drein,

das nicht könte sachter sein.

Diß besinnet so mein Sin,

daß ich tot bei Leben bin.


Und die Worte, die für Pein

mein Herz heißen sicher sein,

und der göttliche Verstand,

den der Himmel hat gesandt,


das ist Honig, das ist Wein,

das soll meine Zählung sein!

Hierfür, wie auch will mein Sin,

ist nun meine Freiheit hin.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 398-399.
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