10. Auf eines guten Freundes Geburtstag

[120] Daß wir, geehrter Freund, euch dieses Brieflein senden,

das wird man, hoffen wir, uns nicht zum Argen wenden.

Sein lieber Namenstag, der schöne, hat gemacht,

daß wir ihm auf ein Band gewesen sein bedacht,

doch mehr auf einen Wundsch. Wir lassen Andre binden

mit Bändern mancher Art. Nichts solches ist zu finden

bei Leuten, wie wir sein. Wer besser binden will,

der such' und seh' ihm aus gar viel ein ander Ziel,

als daß er mit der Hand und Bande wolle scherzen,

und binde, gleich als wir, das Herze mit dem Herzen!


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 120.
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