33. Im Namen sechs Schwestern auf ihres Vatern J(ohan) M(üller) Geburtstag

[148] 1635 Juni 24.


Mag auch ein schöner Tag gefunden werden können,

wol durch das ganze Jahr, der unsre Mut und Sinnen

durch sich selbst mehr vergnügt und uns heißt frölich sein,

als eben heute der, der seinen lieben Schein

auf uns, auf unser Haus, auf unsern Vater senket,

der ihm den seinen Tag, uns seine Freude schenket?

Nein! Es ist keiner nicht, der uns mehr Freude macht,

als dieser, der uns itzt so süß' hat angelacht.[148]

Drum ist es billig auch, daß wir ihn recht begehen

und mit Glückwündschungen vor unserm Vater stehen.

Komt, komt, ihr Schwestern, komt, laßt uns die werte Zeit

begehn mit süßer Lust und schöner Frölichkeit!

Diß Band, das wir selbselbst so haben aufgewunden

und auf den schönen Tag zu Ehren euch gebunden,

nehmt, Vater, wie es ist, von euren Töchtern an!

Den Wundsch hat iede schon vor euch zu Gott getan:

Lebt lange, lebt gesund, lebt selig, wie ihr lebet,

seht nichts als Glück und Heil, das allzeit um euch schwebet,

so daß noch lange Zeit bei gutem Sonnenschein'

ihr unser Vater mügt, wir eure Kinder sein!


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 148-149.
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