34. Im Namen dreier Schwestern auf ihres Vatern (Heinrich Niehusen) Namenstag

[149] 1635 Juli 12.


Zwar es gebührt die Zier der angenehmen Tage,

daß man von lauter Lust und schönem Wesen sage,

itzt, da das reiche Feld in voller Rose steht,

und mit so mancher Frucht und Güte schwanger geht.

Der Feldman hat schon itzt die Scheuren ausgeräumet,

davon ihm Nacht und Tag und alle Stunden träumet,

wie er die Sense schon hab' an das Korn gelegt,

wie ers schon eingeführt. Der treue Gärtner hegt,

was Baum und Erde giebt. Der Meier geht zur Auen,

der Fischer in die See, die klugen Jäger schauen

sich nach dem Wildwerk um. Das Dorf, das ist erfreut,

die Stadt vertreibt mit Lust die angenehme Zeit.

Diß alles gibt uns Fug und Anlaß gnung zu freuen:

mehr aber eines noch, daß uns geliebten Dreien

der fromme Himmel diß zur Gunst hat angetan,

daß er in Fröligkeit uns lässet schauen an

des lieben Vatern Tag. Was kan uns doch geschehen

mehr Liebers als diß eins, daß wir den können sehen

itzt seinen Tag begehn, der unsers Lebens Quell

und Glückes Ursprung ist? Der Himmel ist ihm hell'[149]

und legt die Wolken hin. Kein Sturm, kein Blitz, kein Regen

und was uns mehr betrübt, der ist ihm heut' entgegen.

Der Höchste giebet selbst auch seinen Willen drein

und heißet unsern Wundsch an ihm erfüllet sein.

Seht, Vater, diesen Tag zu zehnmal zehen Malen

so frölich, als wir itzt! Gott gieße seine Strahlen

des Glückes auf euch aus! Weil Wasser in der See,

weil Sternen in der Luft, in Wiesen süßer Klee,

in Wäldern Bäume sind, so lange lebt vergnüget

und seht, wie alles sich zu unserm Besten füget!

So viel zieh' förderhin des Glückes bei euch ein,

so viel der Schlingen hier an unserm Bande sein!


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 149-150.
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