4. Lob eines Soldaten zu Fuße

[114] Ich bin ein Man ins Feld: mein kühner Mut ist groß,

ist größer als ich selbst. Ich fürchte keinen Stoß,

ich scheue keinen Schuß. Die Liebe so zu leben

hat mir in meinen Sinn von Jugend an gegeben,

daß ich mich was versuch'. Es wird nicht Iederman

zum Kriege auserkorn. Wer Pulver riechen kan,

auf Balg und Stoß besteht, nicht die Kartaunen scheuet,

der ist ein Man wie ich. Ist Einer, der sich freuet,

wenn itzt der laute Lärm mit vollen Spielen geht

und uns der kühne Feind im blanken Felde steht,

so bin auch warlich ichs. Wir treuen Kameraden

stehn als für einen Man. Die schießen, jene laden,

wir wechseln emsig um. Wir schrein einander zu,

daß keiner etwan nicht, was ihm verfänglich, tu'.

Wir fechten brüderlich. Der Feind wird abgehalten,

daß er, wie stark er kömmt, die Ordnung nicht kan spalten.

Wir weichen keinen Schritt. Gleich wie ein Ieder steht,

da fällt, da stirbt er auch. Was ist uns mehr zurücke

um alles unser Tun, am Glück und Ungelücke,

als wenn man stirbet wol? Wol aber sterben heißt,

wenn man mit Lust, ohn' Schmerz und bald sein Blut vergeust,

gleich wie es hier geschicht. Die ritterlichen Wunden

empfängt man ins Gesicht'. An mir wird keine funden,

die auf dem Rücken sei. Das Stürmen und die Schlacht,

die gestern noch geschah, sind unser' Zier und Pracht;

die Tugend sieht so aus. Wenn dann nach vielen Streichen,

nach langer Fechtenszeit die müden Feinde weichen,

da sind wir Herren erst, da wächset uns der Mut,

der zwar nie kleine war. Da kriegt man Geld und Gut

mehr als man haben will. Wir machen frische Beute.

Das Vaterland wird froh. Wir retten Land und Leute

und machen sie auch arm, nach dem das Glücke fällt.

Die Herren sind uns gleich: wir stehen feil um Geld.
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Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 114-115.
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