40. Fürstl. Holstein. Rats und Abgesandten Namenstag

[156] 1635 November 4.


Wir hofften gänzlich zwar, diß eingelegte Band

euch selbst zu binden hier um euer' edel' Hand,

o wertester Patron! Wir waren schon gesonnen,

was wir für Lustigkeit, für Freuden und für Wonnen

auf diesen schönen Tag uns wolten nehmen für.

Kein Trauren, kein Verdruß, der solte sein allhier.

Die liebliche Musik, die war bei uns gefließen,

euch und auch euren Tag mit Freuden zu begrüßen.

Ein ieder unter uns, der hatte sich bedacht,

was er für Wündsche wolt' euch haben vorgebracht,[156]

im Fall' ihr wäret da. Der wolt' euch Nestors Leben,

der Krösus Gold und Gut in seinem Wundsche geben,

der bat euch Cäsars Glück und Katons Weisheit aus,

daß ihr das hohe Werk wol möchtet führn hinaus,

wie täglich denn geschieht. Nun geht es ganz zurücke.

Wir haben mehr gehofft, als unsrer keines Glücke

zu geben ist vermocht, so daß noch keiner kan

auf euren lieben Tag euch mündlich reden an.

Seid gleichwol tausentmal und tausentmal gegrüßet

von euern Treuen, uns, ob ihr gleich ab sein müsset!

Daher wir denn annoch nicht ohne Sorgen stehn,

ob es euch anders auch als möge wol ergehn.

Gott geb' euch, was ihr wollt und was ihr werdet wollen,

Gott geb' euch, was auch wir euch sämtlich wündschen sollen

auf heut' und allezeit! Itzt aber wündschen wir,

daß ihr auf diesen Tag noch möget sein allhier.

Itzt können wir mehr nicht, als mit Gedanken binden:

kommt ihr, so sollt ihr noch mehr Wündsche vor euch finden!


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 156-157.
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