10. Ich bin die Auferstehung u.s.w

[448] Ich aber bin der Tod und ganze Niederlage,

vermag nicht so viel Kraft, um mich zu richten auf.

Ich fälle mich selbselbst durch meinen eignen Lauf,

matt, kraftlos, ohne Macht. Wer ist hier, dem ichs klage?


Ach! daß ein Retter käm' und hülfe meiner Plage!

An wen doch steif ich mich? wer giebet Achtung drauf,

wie ängstlich mir geschicht? Es häuft sich Hauf auf Hauf',

an Not, an Angst, an Qual, in welcher ich verzage.


So lieg' ich Schwacher, denn in tausent herben Schmerzen,

so sterb' ich Toter vor, ehs iemand nimt zu Herzen.

Und leg' und stürb' ich mir, so hätt' es keine Not.


Komm, Auferstehung, komm, komm Leben, komm geschwinde,

hilf mir, mir Liegenden, mir Toten in der Sünde,

sonst bleib ich armer Mensch stets liegend und stets tot.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 448.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Deutsche Gedichte
Deutsche Gedichte