15. O ewigs Licht, machs gleich wunderlich, nur selig

[450] Geuß deinen Eifer aus mit Krügen und mit Mulden,

zeuch alle deinen Ernst zusammen wider mich,

zermalme meinen Leib und stell dich wider mich,

verschleuß mir ganz und gar die Kammern deiner Hulden!


Ein Höh'res noch hab' ich verbührt mit meinen Schulden.

Mach meiner Seelen Angst, stoß meinen Geist und sprich:

Hin, wo man ewig weint und siehet keinen Stich!

Diß Alles bin ich wert und mehr noch zu erdulden.


Zu mitten dieses Zorns so denk auch deiner Gnaden,

daß, wenn du mich bringst um, du dir nicht selbst tust Schaden,

schau meinen Zaler an, denn salb du deinen Sohn.


Tu Recht, Gerechtigkeit! Was wilst du an mein Leben?

Er hat für mich an dich mehr, als ich soll, gegeben,

daß auch für meine Schuld der Himmel sei mein Lohn.

Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 450.
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