8. Käufet ohne Geld!

[447] Ist das nicht wolfeil satt? Um nichts nicht biet' ich mich,

der ich doch Alles bin und Niemand will mich käufen?

Ich bin ein starker Stab, wer will sich an mich steifen?

Ein Licht; sie aber tun, als sehn sie keinen Stich.


Ich bin die Liebe selbst; wer liebet mich für sich?

Der Brunnen Israel, wer will sich mit mir täufen?

Die Tür' ins Himmelreich, wer will mich doch ergreifen?

Ich rufe Nacht und Tag, sie schweigen trutziglich.


Ach, daß der Sterbliche doch gar so ist verbolgen,

daß er der Warheit auch verschworen hat zu folgen!

Ihr Menschen sagt doch selbst, wie ihr mich haben wollt!


Itzt weiß ich wie ich euch recht werde wolgefallen

und wie ich angenehm und wert kan sein bei Allen.

Weil Gold ein ieder liebt, so will ich werden Gold.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 447.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Deutsche Gedichte
Deutsche Gedichte