11. An Deutschland, nach Vernehmung des Todesfalles Herrn Opitzens

[458] 1638 Juni.


Bis hieher und an uns hast du nur einen Preis,

o großes Vaterland, daß man so weit der Erden[458]

gevierter Kreis bisher gewußt hat können werden,

so Ritterliches nichts, als dich zu nennen weiß.


Diß ist dein eigner Ruhm für deinen eignen Schweiß,

daß Rom, daß Spanien, daß aller Völker Herden,

die sich an dich gewagt, für dir und deinen Pferden

bestunden besser nicht als ein gewärmtes Eis.


Weiln denn (unangesehn, wie lange du den Ruhm

des Unbezwungnen hast, dein ewigs Eigentum)

du durch nichts Zeitlichs itzt zu brechen wirst gezwungen,


und nun auch Opitz stirbt, dein ander Preis der Welt,

so falle froh und frei und, der du bist, ein Held.

Du hast aufs Edelste gerungen und gesungen.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 458-459.
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