11. An das Frauenzimmer, wider die Misgönner der deutschen Poesie

[466] Kan denn der Himmel auch, die Götter und Göttinnen,

für dir nicht bleiben frei, du schlangenarger Neid?

Du bläsest deinen Gift auch auf die Ewigkeit,

auf Opitz ersten Ruhm, die deutschen Kastalinnen.


Schmäh immer, was du kanst, du Kind der Plutoninnen,

nein, Opitz bleibet wol! Er überlebt die Zeit

und dich und deinen Schein. Dein Lohn ist für dein Leid,

wo Styx und Phlegethon mit Harz und Schwefel rinnen.


Wenn ihr nur, schönstes Volk, ihr Menschgöttinnen, wißt,

daß euch die neue Kunst zu Lob erfunden ist,

wie denn ihr euren Preis so hört durch sie vermehren,


so mag der Lobesalp gleich drücken, was er kan,

wir kommen doch empor. Das steiget Himmel an,

was Gott und Götter gleich auf diesem Boden ehren.
[466]

Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 466-467.
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