20. Auf Herrn Heinrich Dieners mit Frau Wilmuth Mercks ihre Hochzeit in Reval

1635.


Beherscht, Herr Diener, nun nach eurem Mut und Willen

die Wilmuth, wie ihr wollt. Sie, eure Dienerin

und doch Behersch'rin auch, fügt sich in euren Sinn,

wie in das Bett' und Arm, und läßt sich in euch hüllen.


So könnt ihr Will' und Mut, so Mut und Willen stillen,

wenn eure Wilmuth will. Kein Mutwill hebt sie hin.

Wißt, spricht sie, daß auch ich, was ihr wollt, Willens bin,

mein Will' ist euer Mut, den will ich stets erfüllen.


O Wilmuth, recht genennt, so mutet eurem Diener

nie keinen Unmut an. Und macht er sich was kühner,

als wol ein Diener soll, es sei Tag oder Nacht,


so brechet euren Mut und folget seinem Wollen.

Ihr wißt, bediente Frau, daß Männer herschen sollen,

und hätt' ihr Name sie zu Knechten gleich gemacht.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 92-93,469.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Deutsche Gedichte
Deutsche Gedichte