26. An sich

[472] Sei dennoch unverzagt, gieb dennoch unverloren,

weich keinem Glücke nicht, steh' höher als der Neid,

vergnüge dich an dir und acht' es für kein Leid,

hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen.


Was dich betrübt und labt, halt Alles für erkoren,

nim dein Verhängnüß an, lass' Alles unbereut.

Tu, was getan muß sein, und eh' man dirs gebeut.

Was du noch hoffen kanst, das wird noch stets geboren.


Was klagt, was lobt man doch? Sein Unglück und sein Glücke

ist ihm ein jeder selbst. Schau alle Sachen an,

diß Alles ist in dir. Laß deinen eiteln Wahn,


und eh' du förder gehst, so geh' in dich zurücke.

Wer sein selbst Meister ist und sich beherschen kan,

dem ist die weite Welt und Alles untertan.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 472.
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