32. Er betrachtet ihre Schönheit und Treue

[505] Du treue Schönheit du und auch du schöne Treue,

die ihr den zarten Leib und edlen Geist besitzt,

ihr Schwestern gleicher Kraft, die ihr mir das beschützt,

worüber ich mich-stets mit höchsten Freuden freue,


was sag' ich doch von euch, daß euch und mich nicht reue?

Ihr starke Göttinnen, habt mir den Sinn erhitzt,

daß mir auf dieser Welt nichts als nur Eine nützt.

Sie ists, an der ich mich ohn' Unterlaß verneue.


Die zarte Schönheit folgt der Flucht der schönen Zeit,

die feste Treue geht den Weg der Ewigkeit,

die Schönheit macht mir Lust, die Treue Trost zu leben.


O wie ein göttlichs Mensch ist diese, die euch hat!

O wie ein Menschgott auch wird der, dem in der Tat

wird diese schöne Treu' und treue Schönheit geben!


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 505.
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