39. Auf ein Armband

[508] Zwar daß dein teurer Wert an Perlen, Gold und Seide,

bei mir, o liebes Band, in hohen Würden ist,

das kömmet darvon her, daß du dich so bemühst

mir durch die Treflichkeit zu schaffen höchste Freude.


Doch, mein' ich, übertrifft (nicht nachgeredt zum Neide)

den Wert die edle Kunst, von der du gleich als blühst,

wenn du mit solcher Zier in mein Gesichte siehst,

so bin ich, den du hältst, ganz frei von allem Leide.


Iedoch wie hoch der Wert, wie groß auch ist die Kunst,

so halt' ich höher weit, weit größer diese Gunst,

daß hier stehn unterstückt der Treusten teure Haare.


Weg Perlen, Seide, Gold und was von Fernen kömt,

weg, was von schöner Kunst den edlen Namen nimt,

hier ist und von Natur weit eine bessre Ware!


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 508.
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