49. Er bittet sie zu sich

[512] Erfreue mich und dich, o Freude meiner Seelen,

ohn' die ich traurig noch bei höchster Wonne bin.[512]

Komm, du mein selber Ich, komm, Liebste komm dorthin,

wo wir uns beiderseits oft pflegen zu verhölen.


Ich bin, Schatz, krank nach dir. Komm, laß mich nicht so quälen.

Hier wart' ich deines Trosts, den du mir, o mein Sinn,

alleine geben kanst, komm, meine Trösterin.

Hier findest du und ich, was ich und du erwelen;


kein Gott, kein Mensch, kein Wild und keine Kreatur

ist hier, auch keine Luft, ohn' die alleine nur,

die ich, ich Seufzender, alleine nach dir schicke.


Tu's, Herze, sei bald hier! Kömst oder kömst du nicht,

so höre, was zu dir dein eignes Herze spricht:

Du bist mein größtes Glück' und größtes Ungelücke.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 512-513.
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