53. An Kordolien

[514] Was hab' ich anders doch, Kordolie, an dir,

als Leid, als Herzensangst, als ganz ein totes Leben,

du, große Zäuberin, hast mir die Liebe geben,

die einen süßen Haß erwecket stets in mir.


Du schlägst und heilest mich mit deiner starken Zier;

da heilst und schlägest mich; ach, schone doch beineben:

dein Trost auch macht mir Not. O friedsams Widerstreben,

die Unlust auch von dir macht mir nach dir Begier.


Wolan, Kordolie, du mein gefurchter Trost,

und auch getroste Furcht, ich kans nicht Umgang haben,

ich muß mich über dir an meinem Ekel laben.


Es scheint, Kupido hat so über uns gelost.

Du bleibst Kordolie und kanst dich nicht verwandeln,

und ich muß stets mit dir auf meinen Schaden handeln.
[514]

Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 514-515.
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