54. An den Mon

[515] Du, die du standhaft bist in deinem Unbestande,

steig', Hekate, herab; ich singe dir ein Lied,

ein Lied von meiner Zier, die itzt auch nach dir sieht,

ob ich schon bin sehr weit von ihr und ihrem Lande.


Komm, Berezynthie, zu dieses Stromes Rande,

an dem ich geh' herum, da meine Hoffnung blüht,

du weißt es, Delie, was itzt mit ihr geschicht,

du weißt es, wie es steht um meine Salibande.


Komm, Phöbe, Tag der Nacht, Diane, Borgelicht,

Warsägrin, Liederfreund; komm, Lune, säume nicht;

die ganze Welt, die schläft. Ich wache dich zu loben.


Stromfürstin, Jägerfrau, Nachtauge, Horngesicht',

herab! itzt fang' ich an das süße Lobgedicht'.

Und kömst du nicht herab, so hör es nur dort oben!


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 515.
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