9. Als sie ihm umfangen hielte

[495] Wo ist nun meine Not, mein tötliches Beschweren,

das mich vor kurzer Zeit kein Wort nicht machen ließ?

Wo ist die Traurigkeit, die mich verzagen hieß,

die Seufzer, der Verdruß, die siedenheißen Zähren?


Ists müglich, daß es sich so balde kan verkehren

und anders gehn mit mir? Was mir der Tod einblies

und mit vergifter Angst an mein schwach Herze stieß,

das kan und wird mich nun und nimmermehr gefähren.


Schatz, deiner Treflichkeit ist dieses zuzumessen,

die auch die Sterbenden des Todes läßt vergessen.

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Umfang mich stets also, o Ärztin meiner Seelen,

so wird mich nimmermehr kein Schmerz mehr können quälen.
[495]

Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 495-496.
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