Hakon Borkenbart

[78] (Fragment)


Der König Hakon Borkenbart

Hat Roß und Ruhm, hat Waff' und Wehr

Und hat allzeit zu Krieg und Fahrt

Viel hohe Schiff' auf hohem Meer;

Es prangt sein Feld in Garben,

Er aber prangt in Narben,

In Narben von den Dänen her.


Es wallt im Wind sein graues Haar,

Er liebt die Schlacht und liebt den Wein,

Doch nie, trotz seiner siebzig Jahr,

Ward ihm zu Sinn, als müss' er frein;

Heut zieht er aus in Sorgen:

Er liebt Schön-Ingeborgen,

Des Königs Sala Töchterlein.


Schon grüßt ihn fern so Turm wie Schloß,

Und lächelnd plötzlich blickt er drein;

Er spricht herab von seinem Roß:[78]

»Und bin ich alt, so mag ich's sein!

Und wär' ich alt zum Sterben,

Auch Ruhm und Narben werben,

Und werben gut wie Jugendschein.«

Quelle:
Theodor Fontane: Sämtliche Werke. Bd. 1–25, Band 20, München 1959–1975, S. 78-79.
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