Goodwin-Sand

[169] Das sind die Bänke von Goodwin-Sand,

Sie sind nicht Meer, sie sind nicht Land,

Sie schieben sich, langsam, satt und schwer,

Wie eine Schlange hin und her.


Und die Schiffe, die mit dem Sturm gerungen

Und die schäumende Wut der Wellen bezwungen,

Und die gefahren über die Welt,

Unzertrümmert, unzerschellt,

Sie sehen die Heimat, sie sehen das Ziel,

Da schiebt sich die Schlange unter den Kiel

Und ringelt Schiff und Mannschaft hinab,

Zugleich ihr Tod, zugleich ihr Grab.[169]


Die See ist still, die Ebb' ist nah,

Mastspitzen ragen hier und da,

Und wo sie ragen in die Luft,

Da sind es Kreuze über der Gruft;

Ein Kirchhof ist's, halb Meer, halb Land –

Das sind die Bänke von Goodwin-Sand.[170]


Quelle:
Theodor Fontane: Sämtliche Werke. Bd. 1–25, Band 20, München 1959–1975, S. 169-171.
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