Jung-Bismarck

[245] (In Begleitung eines Bildes,

das ihn in seinem 19. Jahre darstellt)


In Lockenfülle das blonde Haar,

Allzeit im Sattel und neunzehn Jahr,

Im Fluge weltein und nie zurück –

Wer ist der Reiter nach dem Glück?

Jung-Bismarck.


Was ist das Glück? Ist's Gold, ist's Ehr',

Ist's Ruhm, ist's Liebe? Das Glück ist mehr,

Noch liegt es im Dämmer, erkennbar kaum.

Aber er sieht es in seinem Traum,

Jung-Bismarck.


Er sieht es im Traume. Was ist, das er sah?

Am Brunnen sitzt Germania,

Zween Eimer wechseln, der eine fällt,

Der andere steigt; wer ist's, der ihn hält?

Jung-Bismarck.


Und neue Bilder: ein Schloß, ein Saal,

Was nicht blitzt von Golde, das blitzt von Stahl,

Einer dem Barbarossa gleicht –

Wer ist es, der die Krone ihm reicht?

Jung-Bismarck.


Was ist das Glück? Ist's Gold, ist's Ehr',

Ist's Ruhm, ist's Liebe? Das Glück ist mehr:

»Leben und Sterben dem Vaterland« –

Gott segne fürder deine Hand,

Jung-Bismarck.[245]


Quelle:
Theodor Fontane: Sämtliche Werke. Bd. 1–25, Band 20, München 1959–1975, S. 245-246.
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