3. Und Calcar, das ist Sporn

[211] In Büchern und auf Bänken,

Da war er nicht zu Haus,

Ein Pferd im Stall zu tränken,

Das sah schon besser aus;

An schnallt er die silbernen Sporen,

Blaustählern war der Dorn –

Zu Calcar war er geboren,

Und Calcar, das ist Sporn.[211]


Es sausen die Windmühlflügel,

Es klappern Leiter und Steg,

Da, mit verhängtem Zügel,

Geht's unter dem Flügel weg,

Und bückend sich vom Pferde,

'nen vollen Büschel Korn

Aus reißt er aus der Erde –

Hei, Calcar, das ist Sporn.


Sie reiten über die Brücken,

Und Friedrich scherzt: »Je, nun,

Hie Feind in Front und Rücken,

Seydlitz, was würd' Er tun?«

Der, über die Brückenwandung

Spornt er halblinks nach vorn,

Der Strom schäumt auf wie Brandung –

Ja, Calcar, das ist Sporn.


Und andre Zeiten wieder;

O kurzes Heldentum,

Zu Tode liegt er danieder

Und lächelt: »Was ist Ruhm?

Ich höre nun allerwegen

Eines stärkeren Reiters Horn,

Aber auch ihm entgegen –

Denn Calcar, das ist Sporn.«


Quelle:
Theodor Fontane: Sämtliche Werke. Bd. 1–25, Band 20, München 1959–1975, S. 211-212.
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