6.

[355] Cope schrieb einen Brief an den Kavalier:

»So du Mut hast, komm und fecht' mit mir,

Und bist du nicht in zwei Stunden hier,

So komm' ich früh am Morgen.«


Prinz Charlie sah hinein in den Brief;

Er zog sein Schwert und lacht' und rief:

»Und sind deine Gräben noch so tief,

Wir kommen früh am Morgen.«


Auf, Hochlandsbursche, auf, ins Feld,

Grau-Dämmrung schon die Nacht erhellt,

Und wo John Cope uns hinbestellt,

Da stehn wir früh am Morgen.


Wie, was? ob Cope noch schlafen mag?

Wach auf, es ist schon heller Tag,[355]

Hörst du nicht Pfeif' und Trommelschlag?

Wir kommen früh am Morgen.


Halt, Cope, was läufst du schon von fern?

Wir schüttelten dir die Pätschchen gern,

Nun lauf' und grüß' uns deinen Herrn

Und biet' ihm guten Morgen.


Cope lief bis Leith mit rotem Gesicht;

»Wo sind deine Leute?« der Sheriff spricht,

»Zum Teufel«, rief Cope, »ich weiß es nicht,

Ich sah sie zuletzt heut morgen.«


Quelle:
Theodor Fontane: Sämtliche Werke. Bd. 1–25, Band 20, München 1959–1975, S. 355-356.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte (Ausgabe 1898)
Gedichte
Die schönsten Gedichte von Theodor Fontane
Werke, Schriften und Briefe, 20 Bde. in 4 Abt., Bd.5, Sämtliche Romane, Erzählungen, Gedichte, Nachgelassenes
Gedichte in einem Band
Herr von Ribbeck auf Ribbeck: Gedichte und Balladen (insel taschenbuch)