7. Kapitel
Rückblick

[136] Wir nehmen Abschied von Schloß Plaue, das der Wandlungen durch ein halbes Jahrtausend hin so viele sah: Georg von Waldenfels erhob den kurfürstlichen Brückenzoll und der alte Zollwächter Gerimsky jagte, vierhundert Jahre später, den Handwerksburschen auf seinem Klepper nach und nahm ihnen als Pfand die Mütze vom Kopf; Friedrich von Görne schuf das Plauer Porzellan und Wilhelm von Anhalt tanzte Contre und Kegelquadrillen und ließ die Stadt Plaue durch den Nachtwächter als Dorf ausrufen. Dann kamen die Königsmarcks und gründeten ihrem Ruhm ein Ruhmesmuseum, und beinah gleichzeitig erschien K. F. Wiesike dem Schlosse gegenüber und schuf an eben der Stelle, wo die »große Büchse« gestanden hatte, das unfruchtbare Sand- und Sumpfland in ein Garten – Eden um und machte seine Studierstube zur Kultusstätte für Hahnemann und Schopenhauer. Aber alles ist vergessen oder wird vergessen sein, wenn die Geschichte noch immer von dem Ersten an dieser Stelle, von Johann von Quitzow erzählt, der den Mecklenburger Herzog in das Burgverlies warf und den das Wiehern seines Rosses verriet, als er sich auf der Flucht im Havelröhricht verbergen wollte. Das Kleine vergeht, das Große bleibt. Denn ein Großes war es, als unter dem Hinschwinden einer willkürübenden Adelsmacht die Gesetzlichkeit hier einzog und mit dieser Gesetzlichkeit eine neue Zeit begründete.[136]

Quelle:
Theodor Fontane: Sämtliche Werke. Bd. 1–25, Band 13, München 1959–1975, S. 136-137.
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