Friedrichsfelde vor 1700 bis 1731
Markgraf Albrecht

[123] Friedrichsfelde war nun also landesherrlich und blieb es bis zum 25. November 1717, unter welchem Datum König Friedrich Wilhelm I. seinem Stiefonkel, dem Markgrafen Albrecht von Schwedt, das Schloßgut zu Geschenk machte.

Markgraf Albrecht, der damalige Herrenmeister des Johanniterordens, scheint aber schon vorher unter Gutheißung des Königs seinen gelegentlichen Sommeraufenthalt daselbst genommen[123] zu haben; denn die Ordensbücher sprechen von einem Kapitel, das bereits am 10. September 1717 in Friedrichsfelde abgehalten wurde.

Der Markgraf ließ sich die Verschönerung seines Besitzes angelegen sein. Schon 1719 wurde durch Böhme ein neues Schloß anstelle des alten aufgeführt, dessen Grundmauern, trotz vielfacher sonstiger Veränderungen, seitdem dieselben geblieben sind. Er legte auch die sogenannte »Prinzenallee« an, die von einer bestimmten Stelle der Friedrichsfelder Chaussee9 abzweigend, auf einem näheren Wege bis unmittelbar vor das Schloß führt.

Markgraf Albrecht scheint mit Vorliebe in Friedrichsfelde residiert zu haben; vielleicht auch war es sein einziger Besitz. Nur die Hoffeste und die Inspektionen riefen ihn ab. Die Kriegsepoche lag vor 1717. Während des Spanischen Erbfolgekrieges hatte er sich nicht nur ausgezeichnet, sondern auch dem Könige, seinem Neffen, ein neues Infanterieregiment errichtet, das – der Markgraf war damals schon Herrenmeister – auf seinen Fahnen und Trommeln das Johanniterkreuz trug. Ob dies Regiment Markgraf Albrecht diese Abzeichen behielt, als es später zu Soldin und Königsberg i. d. Neumark garnisonierte, hab' ich nicht in Erfahrung bringen können.

Markgraf Albrecht starb am 21. Juni 1731 zu Friedrichsfelde. Er war seines edlen Charakters halber in der Hauptstadt sehr geliebt, und so weckte sein Hinscheiden allgemeine Teilnahme. Am 25. Juni erschien der ganze Hof im Trauerhause, von dem aus tags darauf die markgräfliche Leiche durch sechzig Mann vom Regiment Gensdarmes nach Berlin übergeführt wurde. Da die Vermögensverhältnisse des Verstorbenen nicht glänzend waren und der König sich weigerte, die Kosten zu einem standesgemäßen Leichenbegängnisse herzugeben, so wurde der Sarg in dem alten, 1749 abgebrochenen Dom ohne jedes Gepränge still beigesetzt.

In Beckmanns Geschichte des Johanniterordens, Frankfurt a. O., 1726, findet sich als Titelkupfer ein Bild des Markgrafen.[124] Es macht einen guten Eindruck. Er sieht stattlich, wohlwollend aus, aber nicht klug; ein des Geistigen entkleidetes Großes-Kurfürsten-Gesicht. (Der große Kurfürst war sein Vater.)

9

Diese »Prinzenallee« ist nicht mit der großen gradlinigen Allee zu verwechseln, die als Hauptverkehrsstraße von Berlin nach Friedrichsfelde führt. Diese letztere ist erheblich älter und soll als eine Pön, die dem Schlächtergewerk auferlegt wurde, von diesem gebaut und bepflanzt worden sein. Die Veranlassung ist nicht bekannt. Die Allee bestand ursprünglich aus sechs Reihen Lindenbäume. Bei Anlegung der Chaussee, vor etwa siebzig Jahren, wurde der Mittelweg verbreitert und die betreffenden zwei Reihen Linden fielen und wurden durch Pappeln ersetzt.

Quelle:
Theodor Fontane: Sämtliche Werke. Bd. 1–25, Band 12, München 1959–1975, S. 123-125.
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