LI.


Das erlegte Gespenst.

[456] Der Satan wird / unter dem Leviathan und Behemot /unter andren / deßwegen fürgebildet / weil er eben so wenig der Spiesse und Lantzen achtet / als wie diese ungeheure Wasser-Geschöpffe / so von ihren dicken Schüppen / wie mit einem festen Harnisch / gesichert werden. Er ist ein Geist / und also vom Eisen unverwundlich. Und ob er gleich bißweilen / in einem Aas-Körper / oder todten Leichnam / herum wandert; könnte er denselben eben so wol / für der Schärffe deß Schwerts / Stein-fest machen / als wie er einem lebendigen Menschen / für der Kugel / sichere Gewehrschafft leisten / und demselben die Wunden verhüten kann; damit die Seele desto tödtlicher beschädigt werde.

Er lässt aber bißweilen seinen angenommenen Balg gern durchstechen und stümmeln / um die Leute zu äffen; oder wird / von einer höhern Gewalt / bezwungen / das Zeichen seines Betrugs / ihm selbsten zur Verachtung und Verspottung / damit man seine Gauckel-Possen kennen lerne / zu hinterlassen: wie / aus Folgendem / erscheint.

Lerchheimerus erzehlet / in einem Bedencken von teuflischer Buhlschafft / es sey / von vielen ansehnlichen Männern der Unsern / so in Welschland gestudirt / beglaubt worden / daß zu N. der Teufel / in einem Hause / sehr getumultuirt /[457] und den Leuten so uberlästig gefallen / daß Niemand darinnen wohnhafft verbleiben können: wie man dergleichen Exempel mehr / in den Geschichtbüchern / findet.

Zuletzt haben zween kühn-behertzte Gesellen es gewagt / und / nachdem sie sich / mit Gewehr gerüstet / eine Nacht darinn / dem Teufel zu Trutz / zu bleiben / beschlossen / und die Vermessenheit hören lassen /daß sie den Teufel vertreiben wollten.

Derselbe kommt / in der Nacht / an sie / gleich einem schwartzen Kerl. Sie entsetzen sich / für demselben / nicht sonders / sondern gehn auf ihn loß /hauen und stechen auf ihn; empfinden auch endlich /daß er einen Leib habe. Welcher letzlich / vom Geist /verlassen wird / und zu Bodem fällt.

Morgenden Tags / hat man selbigen Körper besichtigt / und erkannt / daß es der Leichnam wäre von einem Diebe / der / vor wenig Tagen / vor selbiger Stadt / gehenckt / und vom Galgen / bald hernach /weggekommen war / also / daß man nicht gewusst /wohin.1 Ob aber das Gespenst hiemit habe nachgelassen / das Haus zu verunruhigen; wird weiter nicht gemeldet. Auf dieser beyder Gesellen ihr fuchteln /hauen / und stechen / hat er wol nicht dasselbe verlassen; auch nicht / aus beschwerlicher und allzuharter Empfindung derer / ihm von ihnen versetzten / Streiche sondern vielmehr darum / daß er sie gecken / und ihnen[458] einbilden mögte / er liesse sich vielmehr mit leib-weder geistlichen Waffen / vertreiben: auf daß er sie dadurch noch ruchloser machen könnte.

Auf gleiche Weise hat er auch seine Aufzüge und Kurtzweil / vormals / mit den alten Heiden / in den Nord-Ländern getrieben. Olaus Magnus, und Saxo Grammaticus, setzen davon unterschiedliche Exempel / wie die alte Gothische und Schwedische Kämpffer / in heidnischen Zeiten / mit den Satyrn / oder bock-gefüssten Wald-Männern / Hexen / Truden / Gespenstern / und Geistern der Verstorbenen / sich herum geschmissen.

Insonderheit meldet besagter Olaus, es habe der Schwedische König / Regner / als ein streitbarer und tapfferer Kämpffer / wider einen gantzen Truppen nächtliches Ungeheuers / welches ihm seine grausame Stieffmutter / Thorilda / die Zweifelsfrey eine redliche Hexe gewest / auf die Haut geschickt / die gantze Nacht durch / gestritten / und / nach angebrochenem Tag-Licht / auf dem Felde / mancherley Larven / und ungeheure Gestalten / angetroffen / so daselbst / als gleichsam für todt / gefallen: unter welchen auch die Gestalt der Thorild selbst sich befunden / und zwar voll Blut und Wunden.2

Fußnoten

1 Lerchheimer. apud Dedekinnum Vol. II. p. 441. seq.


2 Vid. Olaus lib. 3. Rer. Septentrional. c. De pugna contra Faunos.


Quelle:
Francisci, Erasmus: Der Höllische Proteus, oder Tausendkünstige Versteller [...]. Nürnberg 1690, S. 456-459.
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