LXXIX.


Die gespenstische Buhlschafft.

[836] Alle Ordnungen Gottes trachtet sein Feind / der Satan / durch schändlichen Mißbrauch / zu beflecken / oder gar umzukehren. Sonderlich aber sucht er Alles hervor / was dem heiligen Ehestande zum Abbruch gereichen kann / und der ordentlichen Fortpflantzung menschliches Geschlechts nachtheilig ist. Er verleitet deßwegen die Unzüchtigen nicht allein zu Hurerey /und Ehebruch / ja gar zu stummer Unzucht / und abscheulichen Sodoms-Lastern; sondern auch wol / welches entsetzlich zu hören / zu verfluchter Buhlschafft mit ihm / dem unsaubren Geist / selbsten.

Dazu treibt der Schand-Geist diejenige / so mit ihm / in einen ausdrücklichen Bund / sich einlassen: auf daß die natürliche Erzielungs-Krafft / so der Allerhöchste dem Menschen verliehen / möge verschwendet / verschüttet / vergreuelt / dem natürlichen Gebrauch / nemlich der Vermehrung vernünfftiger Geschöpffe / und deß Reichs Christi / entzogen / hingegen zu den vermaledeytesten Greueln / und Vermehrung deß hellischen Reichs / verkehret werden: wie nicht weniger darum / daß dergleichen Teufels-Bräuterey den abtrünnigen Gottes-Verleugner ihm desto fester verstricke / je tieffer er dadurch in GOttes Zorn gesencket wird.[837]

Die böse Geister wissen / aus der Lufft / Erde / und Wasser leicht einen Körper zu bereiten / oder auch die Leichnam unlängst-verstorbene Gottlosen / wie nicht weniger der verreckten Thiere Aas-Gerippe / in solche Bequemlichkeit zu setzen / daß sie damit ihren Sclaven / oder Sclavinnen / zu verfluchter Geylheit / und venerischer Lust / dienen können / bald nach männ-bald nach weiblicher Manier. Es wird hievon nicht leicht einiger Zauberer / oder Hexe / unbesudelt bleiben: wiewol auch manche Andre / die seiner Vertraulichkeit pflegen / diesem unreinem Geist hierinn / zu einer Kloack / sich bewilligen / oder auch wol selbst antragen.

Ein gelehrter Philosophus und Professor der berühmten hohen Schule zu Jena /1 meldet / in einer Disputation / es sey / vor unlanger Zeit / in dem benachbartem Dorff / eine Trude (oder rechter zu schreiben / Drute) ergriffen / und zum Scheiterhauffen verurtheilt: Die habe / unter andren / bekannt / der Satan habe / zum ersten Mal / wie ein Soldat gekleidt / sie angeredt / ihr Treu und Huld versprochen / hernach sie / im Namen aller Teufel / umgetaufft / und nach solcher Um Tauffe / wobey sie GOtt / und seine Diener / und Alle / die GOtt anbeten / verleugnen und ihnen absagen müssen / sie durch den Beyschlaff erkannt / sey auch täglich wieder bey ihr eingekehrt /und habe mit ihr der Geilheit gepflegt.

So bekannte auch / im Jahr 1520 / Anna Schneiderinn / die ehedessen / zu Friedersdorff /[838] hernach zu Pritschendorff / gewohnt / ehe denn sie sterben musste / daß sie / mit einem Incubo, oder Buhl-Teufel / eine Zeitlang / zugehalten. Welchen Doctor Eisenberg /vorderster Pastor zu Dresden / Sonnabends vorher /von ihr getrieben; da sie / Montags darauf / bußfertig gestorben / und ihr Feuer-Recht gedultig ausgestanden.2

Bißweilen besudelt dieser Schand-Geist wol andre Personen / mit seiner Buhlschafft / wann sie gleich sich nicht in seine verfluchte Pflicht begeben haben /sondern nur sonst von geyler Brunst entzündet / oder zur Buhlerey geneigt / und unkeusches Hertzens seynd.

Es ist / wie Boëthius, aus dem Cardano, erzehlt / in regione Marrhæa, (so vielleicht Marria heissen /und die Landschafft Marry in Schottland seyn soll) eine Jungfrau schwanger befunden: und als die Eltern wissen wollen / wer sie geschwächt und geschwängert hette? hat sie geantwortet / sie würde / bey Tage und Nacht / von einem schönstem Jünglinge / besucht /wiewol unwissend / von wannen er käme. Ob sie nun solcher ihrer Antwort schlechten Glauben zwar zugestellt; seynd sie nichts destoweniger / am dritten Tage hernach / auf Anzeigung der Magd / daß der Jüngling wäre wiederkommen / nach geschwinder Aufsperrung der Thür / hinein getreten in die Schlaff-Kammer / mit Fackeln und Windliechtern / und haben ein greuliches Ungeheuer / in ihrer Tochter Umfahung angetroffen. Worauf / nebenst den Nachbarn / auch der Priester selbiges Orts / zugeloffen / und solchen Scheusal mit angeschauet.[839] Dieser soll das Evangelium Johannis recitirt / und / als er an die Worte / Und das Wort ward Fleisch / etc. gekommen / der Teufel alles Bettwerck angezündt / hernach einen schrecklichen Knartzer gehen lassen / und sich also davon gemacht haben. Folgenden Tags / hat die Tochter ein Monstrum, oder abentheuerliche Mißgeburt geboren.3

Nicht viel Jahre hernach / hat / in einem Flecken der Landschafft / kaum vierzehen tausend Schritte von der Stadt Aberdon in Schottland / ein Jüngling sich /bey dem Bischoff selbiges Orts / beklagt / er würde offentlich / von einer Teufelinn / (oder weiblich-gestaltem Gespenst-Bilde) angefochten; wüsste derselben / und ihres so schändlichen Beginnens / sich / auf keinerley Weise / zu befreyen. Der Bischoff befahl dem Jünglinge / er sollte sein Hertz und Gemüt / zum fasten und beten / gewöhnen. Hiedurch ist der Teufel überwunden / und die Flucht zu geben gezwungen worden.4

Torquemada führet ein paar denckwürdige Geschichte hievon ein. Zu Calaris, in Sardinien / ward eine sehr schöne Edelfrau / von siebenzehen oder achtzehen Jahren / durch eine Zauber-Vettel so weit verreitzt / daß sie / mit einem Teufel / Gemeinschafft und Verständniß machte: und derselbe saubre Galan kam bißweilen zu ihr / in Gestalt eines schön-gebildten Jung-Gesellen: darunter er sie betrog / und seines Gefallens so lang[840] mißbrauchte / biß sie hefftig in ihn verliebt ward.

Nachdem er sie / mit so schändlichem und vermaledeytem Spiel / eine lange Zeit unterhalten / ist von ihr ein Gerücht erschollen / sie wäre eine Hexe. Ob man nun ihr solches gleich mit unwidertreiblicheit Erweisungen und Zeugnissen unleugbar dargethan: hat man doch alle Mühe / die Erkenntniß der Sünden von ihr zu erhalten / verloren. Sie blieb gantz verstockt / und fest in der eingebildten Hoffnung / der Teufel würde sie erretten / wie er ihr hette versprochen. Die unselige und hellische Liebesbrunst gegen diesem erschrecklichem und schön-verlarvtem Engel deß Abgrunds trieb ihr hingegen manche abscheuliche Geheimnissen zum Munde heraus / also / daß sie bißweilen Sachen sagte / worüber sich die / so sie verstunden / mit grosser Bestürtzung entsetzten.

Sie ließ sich also lebendig ins Feuer setzen / rieff ihrem Teufel aneinander: der aber so wenig antwortete / als wie Baal den herumhinckenden und schreyenden Pfaffen. Also verdarb sie jämmerlich / zeitlich und ewig / und fuhr ihre betrogene arme Seele / aus dem irdischen / in das höllische Feuer.5

Also gefährlich ist es / daß ein junger Mensch seinen fleischlichen Begierden sich gäntzlich überlässt!

Sie können ihn dergestalt gefangen nehmen / daß er nachmals schwerlich Ihrer kann los werden. Sie verbinden ihm die Augen / oder Gedancken /[841] für der Gruben / und dem Pfuhl / der mit Pech und Schwefel brennet.

Bey eben diesem Spannischem Scribenten / findet man einen wunderbaren Fall / so einer andren Edel-Jungfer begegnet ist / und zum Beyspiel gereicht / daß auch wol solche junge Leute / die sich eben nicht / mit dem Teufel / verbinden / bißweilen / von diesem Höllen-Buben / geschändet worden.

Eine andre adliche Jungfrau / auch zu Calaris, (oder Cagliari) in Sardinien oder Sardegna) reich /schön / von grossem Ansehen / und von vielen Tugenden / erblickte einen Ritter / ihren Nachbarn / eine wolbegüterte und annehmliche Person; und verliebte sich in ihn / betrachtete ihn mit sonders grosser Affection und Liebes-Neigung; offenbahrte ihm ihre Gedancken dennoch nicht weiter.

Als etliche Zeit solcher Gestalt verflossen / spähete ein Teufel diese Jungfrau aus / nahm die Gestalt deß gedachten Ritters an sich / und hinterging sie solcher Massen / daß er sie zu seinem Willen brachte / mit dem Bedinge / daß sie einander die Ehe versprachen. Sie empfing ihn / der Meynung / als wäre es der Rittersmann / und ließ ihn etliche Nächte gar in ihre Kammer kommen. Allda schlieffen sie beysammen /und brachten / auf solche Weise / etliche Monaten zu. In welcher Zeit der Teufel sie beredete / daß sie ihm nirgends keinen Boten schicken sollte: dieweil ihre Sache verschwiegen bleiben müste: und wann er ihrer ansichtig würde / wolle er sich gleichfalls stellen /[842] als kennete er sie nicht. Daher kams / daß / ob sie schon bißweilen den rechten Ritter sahe / sie doch / ihrer Abrede nach / gar kein Liebes-Zeichen an sich spühren ließ. Wie sie denn auch / wann er mit ihr kaltsinnig redete / in den Gedancken stund / und seiner Dissimulirung und äusserlichen Stellung / zuschriebe /daß er keine Anzeigung einiger Kundschafft von sich gäbe.

Eine Zeit hernach / gab die Mutter der Jungfrauen ein Heiligthum / solches am Halse zu tragen. Der ertichtete Ritter stellte sich / als ob er einen Abscheu davor hette / und blieb aus. Solcher Gestalt passirten viel Monden vorbey / in welcher Zeit der natürliche Ritter sich anderswo verliebte. Wie die Jungfrau das hörte / begunnte sie mächtig darob zu eifern: und weil sie solchen schmertzhafften Verdruß länger nicht erdulten kunnte; sandte sie ihm einen Boten / und ließ ihn bitten / er mögte doch zu ihr kommen: sie hette etwas mit ihm zu reden.

Der Ritter wusste zwar die Ursach nicht: jedoch /weil er ein holdseliger und höflicher Cavallier war /gieng er alsbald zu ihr / fand sie allein / und sagte /daß er / auf ihr Begehren / erschienen wäre / von ihr zu vernehmen / was sie ihm Gutes schaffen wollte.

Als die Jungfrau ihn solche fremde Reden führen hörte / als ob er sie kaum kennete; fing sie an / sich wider ihn zu beklagen / daß schon eine geraume Zeit verflossen / in welcher er sich ihrer entschlagen / und sie weder zu sehen / noch mit ihr zu reden / gewürdiget.[843]

Der Ritter verwunderte sich sehr / als dem was zwischen ihr und dem Gespenste vorgegangen / gantz unbekandt war: und antwortete ihr auf solche Art /daß sie in diese Rede heraus brach. Es brauchte anjetzo deß Verstellens gantz nicht / sintemal kein Mensch bey ihnen wäre. Sie fuhr auch endlich / im Zorn / mit Scheltworten heraus / und sprach: Dieweil er ihrer Liebe so lange genossen / wäre es nicht billig / daß er sie gedächte zu verlassen; sondern an dem /daß er seinem Versprechen ein Genügen thun müsste /weil er ihr die Ehe zugesagt: und wann er anders gesinnt / wollte sie es nicht allein GOTT und der Welt klagen / sondern auch keinen Fleiß spahren ihn zu zwingen / seine Zusage ins Werck zu richten / weil er es nicht mit freyem Willen thun wollte.

Der Ritter / noch mehr als zuvor erschrocken / gab zur Antwort / daß er von der Sprache gar nichts verstünde / und daß sie sich irrete; dieweil er niemaln mit ihr heimlich oder in der Stille geredet / ihr nichtes verheissen / und daß sie keine Anforderung an ihm hette.

Die Jungfrau vermeynte rasend und unsinnig über dieser Antwort zu werden / sagte drauf: Wisset ihr dann nicht / daß ihr so und so mit mir umgangen seyd? und erzehlte ihm / von Punct zu Punct / Alles /was ihr von dem Betrieger / unter der Gestalt deß Ritters / war begegnet. Sie sagte weiter: Ihr könnet nicht umhin / sondern müsset mein Ehemann seyn / und ich eure Frau.

Der Ritter fing gantz bestürtzt dawider an zu protestiren / und das Widerspiel zu bezeugen / daß sie sich irrete / nur solches zu gedencken / um wie[844] viel mehr zu erweisen: und als sie deßwegen strittig wurden /nannte ihm die Jungfrau den Tag der Verlöbniß / an welchem ein hohes Fest gewesen. Darauf schwur der Ritter einen Eyd / daß er nicht allein denselbigen Tag / sondern auch drey Wochen zuvor / und hernach /weder in der Stadt / noch in seinem Hause / viel weniger in dem ihrigen gewesen; mit dem Versprechen /solches so klar zu beweisen / daß sie damit würde zu frieden seyn: protestirte auch ferner / daferne sie Jemand unter seinem Namen betrogen / so könnte und wollte er die Schuld nicht tragen. Damit sie aber / an der Warheit seines Vorgebens / nicht zu zweifeln hette; wollte er ihr solches / gleich dieselbige Stunde /darthun: ließ gleich drauf / ohne von ihr einen Schritt zu weichen / sieben oder acht Personen / aus seinem und andern Häusern / zu sich fordern. Die / ohne Wissen / zu was Ende solches geschähe / erklärten und eydlich bekräfftigten / daß der Ritter die Warheit redete / und daß er / die gantze Zeit / mehr / als funfftzig Meilen / von dannen gewesen.

Die edle Jungfrau ward / über solcher Aussage /sehr betrübt und traurig / und fing an / etlicher sonderbarer Sachen / in vergangener That / sich zu erinnern / woraus sie geschwinde abnahm / daß kein sterblicher Mensch dieselben verrichten können. Solche gaben ihr nun endlich so viel zu mercken / daß es deß Teufels Betrug gewesen: Also fing sie an / bald nach dem der rechte Ritter wieder von ihr geschieden /den Ursprung dieses Irrthums genauer zu betrachten: und nachdem sie ihre thörichte Begierde verflucht /und sich selbst gedemütiget[845] hatte / beschloß sie /nicht mehr an den Ehestand zu gedencken; sondern begab sich in ein Kloster / und vollendete allda ihre übrige Lebens-Zeit.6

Daß aber diese adliche Jungfrau so tugendhafft gewest / wie ich sie Eingangs dieser Geschicht-Erzehlung / mit der Feder deß Torquemada, beschrieben; kann ich / meines Theils / mir nicht wol einbilden: sondern besorge vielmehr / ihr Hertz und Gedanck habe vorher / in geylen Lüften / gewallet. Aeusserlich mag sie zwar wol einen erbaren Schein / und scheinbares Wesen / geführt haben; ihr Inwendiges aber voll Unflats böser Begierden gewesen seyn. Schwerlich wird sie Christum geliebet und gewißlich wenig gebetet haben: sonst hette sie sich dem Willen deß vermeynten Ritters / in welchen sie so feurig entbrannt war / zur Mißbrauchung / nicht untergeben; also auch der Teufel keine Macht an ihr gefunden / ihren Leib so schändlich zu vergreueln. Denn es ist nicht gläublich / daß er einige Weibsperson dörffe schänden / daferrn ihr Gemüt eine Lilie / und ihr Hertz dem H. Geist gewidmet ist.

Man lieset / beym Wilhelmo Parisiense, daß einsmals ein Soldat sich eingebildet / er schliesse bey einer schönen Jungfrauen / (oder vielmehr häßlich-schönen Metzen) aber / am Morgen / befunden / daß er / von dem grausam-stinckenden Aas eines verreckten Esels / die Nacht über / unterhalten worden / und er / bey selbigem / auf einem kotigtem Misthauffen /gelegen.[846]

Wie man zehlte 1626 / begegnete einem Weibe /im Walde / Einer zu Pferde / und sprach sie an / um einen Beyschlaff / gegen die Bezahlung. Sie bewilligte solches / um sechs Reichsthaler; empfing dieselbe von ihm / und umfing ihn darauf / unwissend / von was für einem schönen Gesellen sie bedient würde. Nach vollbrachter Schande / wischte sie das Maul /wie jene Unzüchterinn / von welcher der weise König schreibt / Sie spricht / ich habe kein Ubels gethan. Sie hub das Geld / eine Zeitlang / fleissig auf: Endlich aber / da sie es ihrem Mann geben wollte; fand sie /für sechs Reichsthaler / so viel Roßäpffel.

Man merckt / aus diesen Umständen / gar leicht /was diß für eine Bröckin gewest. Die ihre Ehre / und eheliche Treu um sechs Thaler feil trägt; mag wol werth seyn / daß der Teufel ihr dieselbe / um dergleichen Pferd-Obst / abkauffe / und mit allen Ehren /eine Teufels-Hur heissen.

Insonderheit ist merckwürdig / was der Italiäner della Valle, von einer besondren Secte und Orden unter den Ost-Indischen Heiden / nemlich von denen so genannten Gioghi, die eine gewisse Art der Einsiedler ist / erzehlet.

Diese heidnische Ordens-Leute gehen herum betteln; streichen ihren Leib / an vielen Orten / mit einer roten Farbe / an: darunter Etliche etwas Gelbes von Sandelholtz / Andre aber von Saffran mischen. Sie führen ein strenges Leben / gehen nackend / tragen einen langen Bart / und gantz ineinander verwirrete Haare / die bißweilen so starck / oder steiff / wie ein Horn. Ihrer Viele überstreuen sich gantz mit Aschen /färben auch den[847] Leib / und das Gesicht / mit einer weissen Farbe über die schwartze / vermittelst eines gewissen Steins / der sich zu Meel reiben lässt / wie Kalch. Offt seynd sie auch / mit unterschiedlichen Farben / angestrichen / oder vielmehr besudelt. Welches abscheulich / und fast einem Teufels-Bilde gleich / zu sehen / von solcher Gestalt und Form / wie man /in unsren Comedien / die Teufel vorstellet. Die Asche / so sie auf den Leib streuen / soll von verbrannten Todten-Körpern seyn / welche sie / die gantze Zeit ihres Lebens / also tragen.

Sie leben vom Almosen / verachten Geld und Gut /samt allen andren weltlichen Dingen; leben in Gemeinschafft / unter dem Gehorsam ihrer Häupter; haben keine beständige Wohnung; sondern lauffen /in der Welt / von einem Ort / zum andren / umher. Ihre Wohnungen seynd die gemeine offentliche Plätze / die Gassen / die Gänge und Vorhöfe der Tempel /und die Bäume; sonderlich aber diejenige / welche /wegen einiges Aberglaubens / bey ihnen in Ehren gehalten werden. Sie ertragen / mit grosser Gedult / so wol bey Tage / als Nacht / beydes alle rauhe Lufft /und übermässige Hitze der Sonnen.

Sie üben sich / auf ihre Weise / so wol in geistlichen Dingen / als in Wissenschafften. Allein solche beyderley Ubung besteht mehrentheils / in nichts anders / als in den Geheimnissen der Kräuter / und andrer natürlichen Dinge / imgleichen in der Weissa gungs-Kunst / in der schwartzen Kunst / und Zauberey / deren sie sehr ergeben sind / und sich berühmen /daß sie Wunder-Dinge damit ausrichten können. Sie rühmen sich / vermittelst[848] ihres betens / fastens / und dergleichen Sachen / Offenbarungen zu erlangen: Welche doch eigendlich anders nichts seynd / als eine Gemeinschafft mit dem Teufel / der ihnen unter mancherley Gestalt erscheinet / und sie / auf vielerley Weise / äffet / indem er ihnen bißweilen zukünfftige Dinge vorher verkündigt.

Sie nehmen keine Weiber; sondern thun ein strenges Gelübde der Keuschheit; zum wenigsten / dem äusserlichen Schein nach: denn man weiß / daß Viele / unter ihnen / heimlich allerhand Bosheit treiben.

Unter solcher Bosheit ist nicht die geringste / daß sie sich manches Mal fleischlich vermischen / mit dem Teufel. Wiewol sie nicht gläuben / oder zum wenigsten nicht sagen / daß es der Teufel; sondern vorgeben / daß es gewisse / unsterbliche / geistliche / und unsichtbare Weiber seyen: Deren sie viertzig zehlen /und die von ihnen / durch unterschiedliche Gestalten /mancherley Namen / und verschiedene Würckungen /unterschieden werden. Dieselbe werden / von ihnen /geehrt / als Göttinnen / und / an vielen Orten / auf eine wunderliche Weise / angebetet; also gar / daß auch etliche möhrische Fürsten in Indien / und unter andren Einer von den dreyen Königen / welche in Decan, Telengane, und Meslepaton, (zu della Valle Zeiten) das Regiment hatten / noch biß auf damalige Zeit / wegen deß überbliebenen alten Heidenthums /ob er gleich sonst eigendlich ein Mor war / Einer von diesen Weibern (oder Teufelinnen) in einer gewissen Höle / unter einem hohen Berge / in seinem Lande / in welcher dieses unsterbliche[849] Weib / wie man sagte /ihre besondre und geliebte Wohnung hatte / hohe Feste hielt / und grosse Opffer that.

Wenn nun Jemand von den Gioghi, durch langwierige geistliche Ubungen / darzu gelangen kann / daß ihm eine von diesen Weibern erscheinet / ihm zukünfftige Dinge verkündigt / und die Gunst erweiset /durch sie noch andre Wunderwercke zu thun; so wird er / von ihnen / für einen Mann / der in dem Grad grosser Vollkommenheit stehet / gehalten; allermeist aber / wann er / von einer solchen unsterblichen Frauen / für ihren Sohn / Bruder / oder sonst in einem andren Grad der Verwandschafft / absonderlich aber /wenn er für ihren Mann angenommen wird / und diß Weib fleischliche Gemeinschafft mit ihm hat / der Gioghi auch sich aller andren Weiber in der Welt enthält: Denn alsdenn preiset man ihn für einen geistlichen Mann / der eine übermenschliche Natur überkommen habe; und die thörichten Leute versprechen sich auch unzehlich-viel Wunder-Dinge von ihm.7

Alexander ab Alexandro gedenckt / es habe sich einsmals der Teufel / in Gestalt einer trefflich-schönen Jungfrauen / vor sein Bette gestellt.8

Albertus Krantzius berichtet / es habe der böse Geist offtmals die Gestalt eines gewissen wolgebildten Edelmanns angenommen / und sey also[850] offt erblickt worden / als ob er von der Schlaff-Kammer der Keyserinn Künigund / Heinrichs deß Andren Gemahlinn / heraus käme: wodurch Sie in Verdacht und übles Gerücht / gekommen / als ob sie / mit einem jungen von Adel / gar zu vertraulich umginge. Weil sie aber nachmals / mit blossen Füssen / auf eine glühende Pflugschaar / getreten; wie solche Probe der Unschuld damals im Gebrauch war; und unversehrt davon gekommen: hat sie damit ihre Unschuld bezeugt / und man dafür gehalten / der Teufel hette ihr solchen Possen gespielt / daß er / in Gestalt besagten jungen Edelmanns / erschienen; um sie in solchen Verdacht zu bringen.9

Ich erinnere mich eines Exempels / beym Manlio: Nemlich / daß einst der Teufel einem Edelmann / in Gestalt und Kleidung / nachgeafft / und samt etlichen Gefährten / die so gut gewesen / als er / vielmals zur Zeche gegangen / bey einem Wirth zu Rotenburg: da er sich / für reich und hochbemittelt ausgegeben /auch / durch seinen ertichteten Pracht / solches zu beglauben sich bemühet / und also um dieses Manns schöne Tochter geworben / unter dem Schein / als ob ihre sonderbare Schönheit ihn hiezu gezwungen / und seinen so fürnehmen Adel / wie ein starcker kräfftiger Magnet an sich gezogen hette.

Weil aber der Jungfrauen Vater einigen Argwohn und Zweifel empfangen / ob die Sache recht zuginge; und deßwegen ein paar Geistliche / um selbige Zeit /da der falsche und höllische Freyer[851] sich wiederum eingestellet / und um den Hand Streich / oder das Versprechen / anhalten wollen / in sein Haus geladen: sollen diese / aus GOttes Wort / haben angefangen zu reden. Welches der verfluchte Betrieger nicht hat leiden können; (sintemal es wider ihn das allersieghafftest Schwert ist) sondern gleich alsofort seine üble Empfindung an den Tag gegeben. Worüber er dann erkannt worden / und mit Schanden und Gestänck gewichen.10

Lerchheimerus berichtet / es sey nicht zu sondern nahe bey Rotenburg / geschehen / und erzehlt es / auf folgende Weise:

Nicht weit von Rotenburg an der Tauber /kommt in eines ehrlichen Manns Haus Einer / wie ein Edelmann / mit zween Dienern / deren Einer pfeiffen kunnte / der Andre geigen: gibt für / er begehre deß Manns züchtige und wolerzogene Tochter zur Ehe; stellet Gasterey an / banquetirt /tantzt / und ist frölig / wie die Buhler und Freywerber pflegen. Der Wirth merckt / daß es nicht recht zugehe / sondern Bubenwerck und Betrug sey; spricht zum Gast / es sey eine ungleiche Heiraht; Edel und Unedel reime sich nicht zusammen; er solle sich anderswo bewerben / und seiner müssig gehen. Der lässt nicht ab; kommt ein andres Mal wieder. Da ladet der Wirth einen Kirchendiener dazu / und redet mit demselben aus heiliger Schrifft. Das verdreusst den[852] Gast; spricht / wenn man wolle frölig seyn / solle man von andren Sachen reden.

Da fährt der Wirth heraus / und spricht: Ihr seyd Buben / und unsre Feinde! seyd kommen /mich und die Meinigen zu beschädigen: Es soll euch aber / wills GOtt / fehlen. Wir seynd getaufft / und trauen auf unsren HERRN Christum / der uns / wider eure List und Macht / wol schützen wird / etc.

Zur Stunde fahren sie davon / lassen einen bösen unleidentlichen Gestanck hinter ihnen /und bleiben drey Leichnam / die vorhin am Galgen gehenckt / in der Stuben.

Der Author thut diese seine Meynung hinzu: In einem solchen angenommenen Manns-Leibe /kann sich der Satan / mit den Hexen / vermischen. Was für Lieblichkeit / bey solcher Buhlschafft / sey / und was er von ihm gebe / ist zu erachten / etc.11

Beym Camerario, lieset man12 ein viel schrecklichers Beyspiel / von einem Freyherrn: welchen der /in eine Jungfrau vermummte / Satan / anfangs betrogen / und eine Zeitlang mit ihm gebuhlt; hernach aber / da er ihm ein andres rechtes Frauen-Bild zur Ehe genommen / ihn erwürget /[853] und damit bestetiget hat /daß seine Umfahungen ärger als Hencker-Stricke /hellische Banden / Ketten der Finsterniß / und Fesseln deß ewigen Todes / seyen.

Vor vier und zwantzig Jahren / las ich / in einem Schreiben von Wien / daß damals / (im Herbst-Monat 1665sten Jahrs nemlich) ein Edelknabe / ungefähr siebenzehen Jahre alt / um eine Jungfrau gebuhlt / und /derselben zu Gefallen / manchen Tritt gethan / vermutlich / sie zu seinem Willen zu überreden / und ihrer Lilien zu mißbrauchen. Worauff ihm endlich einmal / in der Jungfrauen Gestalt / der Teufel begegnet / mit ihm schändliche Unzucht getrieben / und ihm dabey alle Mannskräffte völlig benommen. Hernach habe diese vermeynte Jungfrau / oder höllische Buhlerinn / drauf gedrungen / er sollte / neben ihr / sich dem bösen Feinde verschreiben / mit Leib und Seel: Welches er auch vollzogen: Solche verdammliche Bündniß wiederum zu zerreissen / hetten die Geistliche / im Keyserlichen Spittal / grosse Mühe und Arbeit / mit Ihm. Was es endlich / mit ihm / für einen Ausgang gewonnen / habe ich nicht erfahren.

Was jenem Schaarwächter Leutenant / zu Lyon /begegnet sey / ist von so vielen Federn bekandt gemacht / daß ich es allhie nicht mit einmengen mag. Was ist es aber Wunder / wann solche saubre Gesellen / die also dem Weidwerck / nachspühren / jemaln ein solches Wild fangen / von welchem sie selbst viel ärger gefangen / und mit Belials-Banden verstrickt werden? Wunderns würdig ist vielmehr die Göttliche Langmut / daß[854] Sie dem Satan nicht verhengt / solche Hurenhengste / nach vollbrachter Greuelthat / gleich auff Stücken zu zerreissen; Es ist nicht lange / daß ein ruchloser fremder Trompeter / einem / bey abendlicher Zeit vor den Thüren schöne geistliche Lieder singendem / armen Weibe / mehr / als ein Mal / einige Müntze hinab warff / und endlich / überlaut ruffend /fragte: Seyd ihr eine Hur? in Hoffnung / sie sollte kommen / und ihm seine hürische Lust büssen. Weil sie aber fort sang / und zwar ein sehr andächtiges Lied / dessen jedweder Vers / mit dem allerheiligstem Namen JESUS / geziert ist; ward er zöring / daß sie nicht aufhören / noch zu ihm kommen wollte; fing an zu schreyen / und den Namen deß Herrn JESU mit einem garstigem abscheulichem Wort zu lästern / und zu schmähen. Sollte es nun Jemanden wol Wunder nehmen / wann einem solchen / verhurten Gottslästerer / und Ertz-bösewigt / der böse Feind eine Masquerade gemacht / und ein Subject von dem Schind- Anger / in ertichteter Weibs-Gestalt / demselben in die Umfahung geführt hette? Aber er hat seinen letzten Athem noch nicht gezogen. Wer weiß / ob ihm nicht einst eine saubre Avernus-Nymphe seine Huren-Brunst stillet / oder / so wol wegen seiner Leichtfertigkeit / als entsetzlichen Gottlästerung / jener höllische Moloch ihn / mit seiner glühenden Umfahung /nach dem Tode nicht ewiglich drucken werde. Solche ruchlose Frevler / deren gantzes Leben eine geistliche Buhlschafft mit dem Satan ist / ligen / so schon tieff genug in seinem Netze: darum braucht es der Mühe nicht / um solche sich / durch leibliche Buhlerey / erst zu bewerben.[855]

Ich muß aber noch etliche Exempel auch / aus der Praxi Criminali deß hochberühmten Juris-Consulti, Carpzovii, beybringen / und zwar aus den Rechts-Sprüchen / so die Scabini zu Leipzig / an unterschiedliche umligende Oerter / in etlichen peinlichen Processen wider einige Zauberinnen / ertheilt haben.

Im Brachmonat 1589sten Jahrs / hat C.B. in scharffer Frage / damit sie / vermöge (ergangenen) Recht-Spruchs / angegriffen worden / auch hernachmals in Gutem bekannt / daß sie / ungefähr vor eylff Jahren /von einer Weibs-Person / die Krauselköpffische genannt einen Segen / dadurch sie Menschen und Vieh die fahrende Dinger zu- und absegnen könnte / gelernet: und daß sie ihr zugesagt / einen Mann zuzuweisen / der ihr nicht allein die Kunst besser / als sie /sondern auch viel Andres mehr / lehren könnte: und daß darauff eine Mannsperson / so schwartze Kleider angehabt / zu ihr in einen Garten gekommen / mit welchem sie sich verbunden / daß sie sein Bule und eigen seyn / auch sich von GOtt ab / und zu ihm begeben wollte / und daß solcher ihr Bule auch / dieselbe Nacht / zu ihr ins Bette kommen / und sie mit ihm seinen Willen vollbracht: dagegen er ihr einen Thaler gegeben / mit Zusage / sie reichlich zu ernähren. etc.13

Anno 1608 / hat die Gefangene V.M. in Gutem bekannt / und gestanden / etc. etc. daß sie mit dem Teufel umgegangen / und zu unterschiedenen Malen mit ihm zu schaffen gehabt / und[856] unmenschliche verbotene Unzucht getrieben: Sie hette den Teufel Schönhanns heissen müssen: Welcher offtmals / beydes in ihrem Witwenstande / und auch bey ihres vorigen Ehmanns Leben / wenn er abwesend gewesen / mit ihr gessen und getruncken / und wenn er angekommen /habe er ihr einen Bauch voll Milch mitgebracht / so er / durch seinen Rachen / in ein Gefäß / welches sie ihm dargestellt / ausgespeyen / daraus sie hernach Butter und Käse gemacht / solches zum Theil im Hause verbraucht / theils auch verkaufft / das übrige aber für das Vieh / auch wol gar weggeschüttet. etc.14

In demselbigen 1608ten Jahr / bekandte und gestund die Gefangene G.J. daß sie / mit dem T. vor 28 Jahren / ungeachtet ihr Ehmann noch im Leben / ehelich sich verbunden; und / daß sich derselbe Lucas /und er sie Margaretichen / genannt: er wäre / zum ersten Mal / zu Königshofen / zu ihr kommen / und (hette) gesagt / wann sie seines Willens pflegen wollte / sie ihr Lebenlang gnug haben sollte: darauff sie /in der Stuben / auff der Erden / mit ihm / unmenschliche Unzucht getrieben; dafür er ihr einen Thaler zur Verehrung gegeben; welchen sie zu sich genommen /gewechselt / und ausgegeben: Seither dessen wäre er noch zwey Mal bey ihr gewesen / ein Mal zu Treben /das andre Mal zu Renschen; damals er im Felde / als sie gegraset / zu ihr gekommen / weisse Strümpffe /und einen leinen Kittel / an- auch einen Braunschweichischen Hut auffgehabt; und ihr zu Treben / 18 Gr. und zu Rensche 1. Thaler / deßwegen / daß sie unmenschliche Unzucht mit ihm vollbracht /[857] gegeben und zugestellt: immassen auch / für 6 Jahren / gedachter ihr Bule / Lucas / zu Rotenschirmbach / dergleichen Unzucht mit ihr geübt: dafür sie von ihm einen Thaler empfangen: Als sie zur gefänglichen Hafft gebracht worden / wäre es zu ihr in den Thurn kommen /und die verbottene Unzucht abermal mit ihr getrieben / hette ihr aber nichts gegeben / sondern sie vermahnt / sie sollte nicht schreyen / noch etwas von ihm sagen / oder sonsten bekennen: wie denn auch endlich ihr Bule / Lucas / an einem Mittwochen / als gleich der grosse Sturmwind gewesen / zu ihr ins Gefängnis kommen / und gesagt / sie würde bald andre Post und Botschafft erfahren; und zugleich das Werck der unnatürlichen Unzucht mit ihr vollbracht / auch ihr den Rath gegeben / daß sie sich selbsten umbringen und erhencken sollte; darzu er ihr einen Strick dargereichet; nachdem sie es aber nicht thun wollen / wäre er wieder von ihr gewichen / und hette den Strick mit sich genommen. Wann sie mit ihrem Buhlen zu schaffen gehabt / hätte sie weisse Elben / und derselben allezeit 10 bekommen / so gelebet / spitzige Schnäbel /und schwartze Köpffe / gehabt / und wie die junge Raupen hin und wieder gekrochen; welche sie zur Zauberey gebraucht etc. Ferner habe sie auch die weisse Elben mit schwartzen Köpffen in den Brantwein gethan / und darinn zergehn lassen / dieselbe auch klein zerrieben / in Kuchen gebacken / und solches auff ihres Buhlen / Lucassen / Befehl: Welcher gesagt / wenn sie zu jemand Feindschafft hette / sollte sie demselben die Kuchen / oder den Brantwein / beybringen / darauf derselbe / an Gliedern[858] und Leibe /übel würde geplagt und gemartert werden. etc. etc.15

Die Gefangene D.M. hat (Anno 1713) gestanden /daß / vor 18 Jahren / wie ihr Mann gestorben / und sie traurig / auff ihrem Acker / weil es / ihrem Wunsch nach / nicht fortgehn wollen / herum gangen / der böse Feind / in einem schwartzen Kleide / und rotem Hut / zu ihr gekommen / und ihr angemutet / sie sollte sich ihm ergeben; und / wiewol sie an den Füssen gesehen / daß es der Teufel gewesen / hätte sie doch darein gewilligt / ihm / dem Teufel / die lincke Hand darauf gegeben / und dargegen von ihm einen halbē Gülden an halbē Batzen angenommen / auch hierauff /mit ihm / verbotene unmenschliche Unzucht verübet unn getrieben. Folgends darauf hette sie Gottes im Himmel gäntzlich sich verziehen / demselben abgesagt / und / daß sie nimmermehr kein Theil an Ihm haben wolle / sich erklährt etc. etc. Ihr Bule sey allezeit / nach gehaltenen Conventen / mit ihr heim zu Hause gefahren / auch sonst / seiter ihrem Verlöbniß /wochentlich zwey Mal zu ihr kommen / habe ihr einen halben Batzen mitgebracht / und Unzucht mit ihr getrieben.16

Eben desselbigen Jahrs bekannte M.H. daß neben der Bötticherinn / von welcher sie die Zauberey gelernt / draussen im Grase immer ein schwartzer Rabe gegangen / so ihr Bule gewesen / welchen / nach ihrem Absterben / ihre Tochter zum Buhlen angenommen: dieselbe hette auch ihr / (der M.H.) einen Hanen zum Bulen zugewiesen / den sie Juncker Han geheissen: derselbe / wenn er mit ihr zu[859] thun gehabt / wäre / als ein alter Mann / im graue Bart / und blau bekleidet gewesen / hette keine Füsse sondern nur Hundes-klauen / und einen roten Federbusch aufgehabt: mit welchem sie so offt und viel zu schaffen gehabt / daß sie nicht gedencken könnte / wie offt es geschehen /etc. Nach verrichteten Werck / hette sie alle viertheil Jahr ein paar Elben gezeugt / welche eines Fingers lang gewesen / und gantz / buntstreiffig ausgesehn /wie die Raupen etc.17

Auch in demselbigen Jahr / hat die Gefangene J.S. in ihrer Urgicht / und dann auch hernach in gutem /bekannt / etc. etc. daß anfänglich die gerechtfertigte M.T. ihr ihren Buhlen / so sie Juncker Hanns hiesse /zu gewiesen; welcher auff dem Felde / da sie Gras geschnitten / zu ihr kommen / und gesagt: Junge Frau! wollt ihr mich haben? darauf sie ihn / ungeachtet sie ihren Ehemann gehabt / angenommen / und mit ihm zu schaffen gehabt: Das erste Mal hette er ihr einen Thaler gegeben / so wieder zerschmoltzen und weggekommen. Solchen ihren Buhlen hette sie 4 Jahre gehabt / und im Hause / auf dem Boden gehalten; so ihr zwar anfangs viel zu bringen zugesagt / aber solches nicht gehalten / sondern jedes Mal nur etwan auff ein / zwey oder drey Pf. werth / zubracht. Sie hette mit ihm böse Dinger / oder Elben / gezeugt / (mit welchen sie viel Ubels gestifftet / auch dem Paul Henningen seine Schafe / mit 2 Paar Elben / die sie ins Heu gethan / getödtet und umgebracht etc. etc. Die A.S. derer Bule Juncker Greger geheissen / wäre / nach ihr / auf den Blocksberg gefahren kommen /[860] und hette auch (wie der Juncker Caspar) helffen Kuchen backen etc. Der alte A.S. wäre auch auffm Blocksberge gewest /hette mit der Taschinn / so krum und lahm wäre / getantzt und gesprungen: Imgleichen auch M.W. der auch ein Zaubrer wäre / und eine Frau-Teufelinn hette / die hübsch und schön wäre / und einen schwartzen leinwandten Rock mit einem Vorstadt-Schweiffe trüge / so ihm auch in einer schwartzen Lade Geld gebracht: Ihr Bule wäre im Thurn / darinn sie gesessen /in Gestalt einer grauen Gans / bey ihr gewesen / und hette sie 2 Mal mit ihm zu schaffen gehabt / etc.18

Anno 621 hat die Gefangene M.P. etc. bekannt; daß sie / mit dem T. zu schaffen gehabt / und zu solchem Werck / von der M.J. gebracht worden / indem der T. in Gestalt eines Manns / zu ihnen beyden gekommen / und anfänglich mit der M.J. im Kraut / hernach auch mit ihr / zu thun gehabt; und hette selbes Mal der Teufel Bären-Klauen am lincken Bein / und einen grossen hofmännischen Rock an / auch Federn auffm Hut / gehabt: Nach solcher Vermischung /wären Elben von ihr gekommen / so wie schwartze und graue Fliegen ausgesehn etc.19

Im Jahr 1622 / hat die Weiß Barbara / in scharffer Frage bekannt / etc. etc. daß sie die Zauberey von der Münnichinn / so vor dessen verbrannt worden / gelernt: Welche zu ihr gesagt; Ich will dir einen Buhlen zuweisen / von dem du was lernen kannst; der auch alsobald zur[861] Stelle gewest / und ihr auff die Buhlschafft eine schönen Thaler gegeben; hette geheissen Juncker Hanns Bastian; wäre ein hübscher Mann gewesen / so einen grossen schwartzen Bart gehabt und einen blaueu Hut / mit rot- und weissen Federn; einen hübschen Fuß; der andre Fuß aber wäre ein Pfote gewest mit blauen Strümpffen. An der lincken Hand / hette er lange Nägel gehabt mit dem sie über 20 Jahre gebuhlt: Es hette sie zwar gedaugt / als wenn ihr Mann bey ihr gelegen / und mit ihr zu thun gehabt / jedoch aber wäre ihr Bule gantz kalt gewesen. Von ihm hette sie gelernt / was sie wider etliche Personen / verübt; wäre auch / mit diesem ihrem Juncker Hanns Bastian / in die 10 Mal auffm Blocksberge gewest / hette daselbst sich lustig und guter Ding erzeigt / Kuchen gehabt / gegessen und getruncken auch mit ihrem Juncker getantzt; mit mehrern Bericht / daß derselbe wochentlich / auf gewisse Tage / als deß Dienstags / Donnerstags / und Sonnabends / auff eine Stunde / bey ihr gewesen / und wann er seinen Willen mit ihr geübt / wäre er wieder davon gangen /und hette nichts gesagt. etc.20

Die M.L. hat (Anno 1622.) bekannt daß ihr Juncker / der böse Feind / in Gestalt eines Manns / zu ihr gekommen; dem sie / in alle Ewigkeit eigen zu seyn /zugesagt etc. darauff er ihr zu Bestätigung einen Dreyhellers-Pfenning gegeben: er habe / als er / zum ersten Mal / bey ihr geschlaffen / schwartze Kleider an-einen schwartzer Hut auff-einen gelben Federbusch / rote Strümpffe und einen Kühfuß / gehabt /ihr dasselbe Mal einer[862] Groschen zu Lohn gegeben: Er hiesse Hanns: etc. Sie habe von ihm / nach vier Wochen / 5 Paar böser Dinger gezeugt und geborn; die wären wie weisse Würmer gewesen / und hetten schwartze Köpffe gehabt; die habe sie der Hirtischen Margareten in das lincke Bein gebracht / und / gezaubert / durch nachfolgenden Spruch: Im Thum steht die Rosenbluhm / sie ist weder braun noch fahl /so müssen die Huffdinger zerstäuben / und zerfahren / und kommen der Hirtischen Margareten / in deß T. Namen / an. Wie er aber / zum andren Mal / zu ihr kommen / und mit ihr zu thun gehabt /sey es in ihrem eigenem Hause / in der Stuben - - - - -(etliche Worte lasse ich / mit Fleiß / aus) geschehen /als ihr Ehemann in der Scheuren gewesen; und habe er / zum selben Mal / graue Kleider und Hut / einen braunen Federbusch / gelbe Strümpffe / und den rechten Fuß wie ein Esel gehabt / und ihr nicht mehr /denn 3 Pf. zu Lohn gereicht. Dasselbe Mal habe sie von ihm 3 Paar böser Dinger geboren / die sie der Justinen Stillin in das lincke Bein gezaubert / und ihr also grossen Schmertzen gemacht: dabey die Gefangene weiter berichtet / daß ihr Bule / in den 18 oder 19 Jahren / so offt bey ihr gewesen / und mit ihr Gemeinschafft gehabt / daß sie es nicht zehlen könne; sey /noch gestern / bey ihr im Thurn gewesen / und habe /bey ihr geschlaffen; in währender Captur und Verhafftung / sey er 5 Mal bey ihr gewesen / und habe ihr jederzeit nicht mehr / den 3 Pfenninge / zu Lohn entrichtet.21[863]

Also mag man / von dieser Teufels-Buhlerinn / wol recht sagen / daß sie eine arme und hartverblendte Hur gewest / die nicht allein ihre Ehr / sondern auch die Seel / um wenig Pfenninge / dem allerbetrieglichsten Ertzwucherer verkaufft hat.

Bey dem Viadana wird / in dessen Schrifft de malignis Spiritibus, einer Druten oder Zauberinn gedacht / deren Ruchbarkeit sich weit ausgebreitet /unter dem / ihr ins gemein zugeeignetem Namen der Baderinn. Nachdem dieselbe / gerichtlich verhafftet /unn zur Verhör gezogen worden; hat sie ausgesagt unn bekannt / daß / als sie einsmals aus begierlicher Fleisches-Lust / ihrem Buler nachgezogen / ihr der böse Feind / auff dem Felde / in Gestalt eines schönen Jünglings erschienen / und sie beschmeichelt habe /seinen schändlichen Willen mit ihm zu vollbringen: Indem sie aber sich nicht anderst eingebildt / als es hette ein brünstiger und venerischer Jüngling solches Schandwerck mit ihr vollbracht; hette er / nachdem er sie zu Fall gebracht / darauff gefragt / Ob sie ihn kennete? Da sie nun Nein gesagt / habe er sich ihr / zu erkennen gegeben / und gesagt / Er sey der Teufel selbst / und wie sie jetzo sehe / bey weitem so schwartz noch schändlich nicht / wie ihn die Pfaffen beschrieben: Sie sollte es nur mit ihm halten; so würde es ihr / an zeitlicher Lust und Freude / niemals mangeln; er wolle ihr / in allen Nöthen / beystehen /und alle Lebens-Mittel verschaffen.

Da sie nun hierzu eingewilligt / und GOtt / ihrem Schöpffer / erschrecklichst abgesagt / habe sie / biß ins achtzehende Jahr / dem Teufel / in allen[864] Stücken /zu Gebot stehen / eine Schande / Laster / und Bosheit / über die andre / verüben müssen.22

Man könnte solcher entsetzlichen Fälle noch viel mehr anführen / und dadurch befestigen / daß solche leichtfertige und verhurte Leute gar leicht endlich den Satan selbsten zum Courtisan bekommen / und von demselben / mit abscheulicher Vermischung / bekotet werden: aber es ist unvonnöthen / eine solche Kundbarkeit / mit mehrerm Begebenheiten / zu bestetigen. Ich setze nur / zum Beschluß / diese Zeilen / eines hochgelehrten Theologi, welche Er jetzt erzehltem /und von ihm auch angezogenem / Verlauff mit der Baderinn / beygefügt.

Wer sollte hieraus nicht eigendlich abnehmen und ermessen / in was für einem gefährlichem Stande diejenige sich befinden / welche ihren sündlichen Lüsten und Neigungen keinen Wider stand thun / noch der Satanischen Anläuffe sich erwehren wollen? Also willig und gern gehen die thumme Welt- und Huten-Vögel / in das / ihnen gelegte / Netz und Garn ein! Also fliegen die Mucken hauffen-weise in das Gewebe / der teuflischen Spinnerinn! darinn sie so lange verwickelt bleiben / biß sie zuletzt gar von ihr verschluckt und aufgefressen werden.23

Fußnoten

1 Joh. Christoph. Hundshagen in Disput. de Dæmonum Potestate §. 8.


2 S. Weckens Dresdische Chronic im letzten Capittel.


3 Boëthius lib. 8. Histor. Scotiæ ex Cardani lib. 16. de Variet Rerum c. 93.


4 Del-rio in Disquisit. Mag.


5 Anton. Torquemada in der dritten Tag-Reise.


6 Author s. cit.


7 della Valle in dem vierdten Sendschreiben seiner Reise; an unterschiedlichen Blätern.


8 Alex. ab Alexandro lib. 2. Gonial dier. c. 9.


9 Krantz lib. 4. c. 5. Metrop.


10 Manlius in Locis communib.


11 Lerchheimerus, in seinem Bedencken / von deß Satans Beyschlaff / so zu finden im II. Volumine Dedekinni, am 441 Bl.


12 In Meditat. Histor. Cent. 1. c. 70.


13 Benedicti Carpzovii Practica nova Criminal. Part. 1. Quæst. 5. N. 8. fol. 334.


14 Idem fol. 336. N. 20.


15 Idem fol. 337 a.


16 Idem fol. 338.


17 Idem fol. 338.


18 Idem p. 339.


19 Idem fol. 340. a.


20 Idem fol. 343.


21 Idem in fine Partis Primæ f. 344.


22 Viadana lib. de malign. spiritibus.


23 Her Spizelius, in seinem hoch erbaulichem Buch / die gebrochene Macht der Finsterniß / genannt /am 38 Bl.


Quelle:
Francisci, Erasmus: Der Höllische Proteus, oder Tausendkünstige Versteller [...]. Nürnberg 1690, S. 836-865.
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