Die Republik

[120] Die Republik, die Republik!

Herr Gott, das war ein Schlagen!

Das war ein Sieg aus einem Stück!

Das war ein Wurf! die Republik!

Und alles in drei Tagen!

Die Republik, die Republik!

Vive la République!


Die Republik, die Republik!

Ankeuchten die Berichte:

Ein Atmezug, ein Wink, ein Blick,

Ein Handumdrehn – die Republik![120]

So dichtet die Geschichte!

Die Republik, die Republik!

Vive la République!


Die Republik, die Republik!

Nun ist der Wall erstiegen!

Nun ist gerannt die Mauerlück' –

Die Republik, die Republik! –

Und unsre Farben fliegen!

Die Republik, die Republik!

Vive la République!


Die Republik, die Republik!

Noch stehn wir müßig unten!

Vom Wall doch ruft's: Bleibt nicht zurück!

Nach durch den Riß – die Republik! –

Beim Aufblitz unsrer Lunten!

Die Republik, die Republik!

Vive la République!


Die Republik, die Republik!

Ja doch, ihr Vorhutstreiter –

Wir folgen euch! die Republik!

Schon dröhnt von unserm Fuß die Brück',

Schon fassen wir die Leiter!

Die Republik, die Republik!

Vive la République!


Die Republik, die Republik!

Wer redet von Entzweien?

Was Völkerhaß! Die Republik!

Als Freie, jochlos das Genick,

So treten wir zu Freien!

Die Republik, die Republik!

Vive la République!


Von heute an – die Republik! –

Zwei Lager nur auf Erden:

Die Freien nur auf Erden:

Die Freien mit dem kühnen Blick,

Die Sklaven, um den Hals den Strick!

Sei's! mag's entschieden werden!

Die Republik, die Republik!

Vive la République!
[121]

Sonst aber – hoch die Republik! –

Kein Kriegen mehr und Spalten!

Nur fester Bund zu Lieb' und Glück!

Nur Bruderschaft – die Republik!

Und menschlich schön Entfalten!

Die Republik, die Republik!

Vive la République!


Die Republik, die Republik!

Wohlan denn, Rhein und Elbe!

Donau, wohlan – die Republik!

Die Stirnen hoch, hoch das Genick!

Eur Feldgeschrei dasselbe:

Die Republik, die Republik!

Vive la République!


London, 26. Februar 1848.


Quelle:
Ferdinand Freiligrath: Werke in sechs Teilen. Band 2, Berlin u.a. [1909], S. 120-122.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Lessing, Gotthold Ephraim

Philotas. Ein Trauerspiel

Philotas. Ein Trauerspiel

Der junge Königssohn Philotas gerät während seines ersten militärischen Einsatzes in Gefangenschaft und befürchtet, dass er als Geisel seinen Vater erpressbar machen wird und der Krieg damit verloren wäre. Als er erfährt, dass umgekehrt auch Polytimet, der Sohn des feindlichen Königs Aridäus, gefangen genommen wurde, nimmt Philotas sich das Leben, um einen Austausch zu verhindern und seinem Vater den Kriegsgewinn zu ermöglichen. Lessing veröffentlichte das Trauerspiel um den unreifen Helden 1759 anonym.

32 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Hochromantik

Große Erzählungen der Hochromantik

Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.

390 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon