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[649] Der Freiherr nahm an. In der Tat war es schwer, dem Anerbieten Finks zu widerstehn, selbst Anton mußte zugeben, daß eine Zurückweisung kaum erfolgen konnte, nachdem es einmal im Ernst ausgesprochen war. Allerdings kam der Freiherr zu seiner Einwilligung nicht auf der geraden Linie, in welcher der gemeine Menschenverstand sonst auf irdische Interessen losgeht. Seine Seele machte mehrere Quersprünge. Immer wieder fiel ihm ein, daß er einen ansehnlichen Gewinn aus seinem Gut auf einige Jahre einem Fremden lassen sollte; und wenn er sich seufzend die Unmöglichkeit eingestanden hatte, diesem Verlust zu entgehn, so fiel ihm wieder ein, wie zudringlich es von dem Fremden sei, ihm am dritten Tag nach seiner Ankunft einen solchen Antrag zu machen, und wie Lenorens fortgesetztes Widerstreben doch einen Grund habe. Dann erschien er sich armselig, unselbständig und unter Antons Vormundschaft, und kam erbittert bis zu dem Gedanken, die Sache aufzugeben. Aber nach solchen Wallungen schwankte er zuletzt doch immer wieder auf die Straße seines Vorteils zurück. Er wußte sehr wohl, welche Hilfe die vorausbezahlte Pacht für das laufende Jahr sein mußte, er ahnte, daß die Anlage in einigen Jahren den Wert des Gutes um die Hälfte erhöhen konnte. Ja, er gab zu, daß Fink selbst in den Unruhen dieses Jahres ein wünschenswerter Bundesgenosse sei. Gegen die Frauen beobachtete er ein hartnäckiges Stillschweigen, Lenorens wiederholte Versuche, ihn zu bestimmen, wies er mit einem auffallenden[649] Anflug von guter Laune ab; sein ganzes Wesen war in dieser Periode der Überlegung gehobener.

Nach einigen Tagen rief er den alten Diener und sagte im engsten Vertrauen: »Gib acht, Johann, ob Herr Wohlfart im Laufe des Tages einmal ausgeht, und Herr von Fink allein in seinem Zimmer ist, dann melde mich bei ihm und hole mich ab.« Als er ganz in der Stille bei Fink eingeführt worden war, sagte er ihm in verbindlicher Weise, daß er seinen Vorschlag annehme und ihm überlasse, gelegentlich mit dem Anwalt in Rosmin den Kontrakt zu entwerfen.

»Abgemacht«, rief Fink, ihm die Hand schüttelnd; »haben Sie aber auch bedacht, Herr Freiherr, daß ich durch Ihre freundliche Einwilligung in die Lage kommen kann, noch auf Wochen, vielleicht auf Monate die Gastfreundschaft Ihres Hauses in Anspruch zu nehmen? Denn ich halte meine Gegenwart für wünschenswert, wenigstens bis die Arbeit in Gang kommt.«

»Es wird mir eine große Freude sein«, erwiderte der Freiherr aufrichtig, »wenn Sie in unserm noch nicht eingerichteten Haushalt vorliebnehmen wollen. Ich werde mir die Freiheit nehmen, Ihnen einige Zimmer in diesem Flügel wohnlich zu machen und ganz zu Ihrer Disposition zu stellen. Haben Sie einen Diener, an den Sie gewöhnt sind, so bitte ich, ihn kommen zu lassen.«

»Einen Diener nicht«, sagte Fink, »wenn Sie Ihrem Johann gestatten wollen, meine Zimmer in Ordnung zu halten. Aber etwas Besseres habe ich, wovon ich mich nicht lange trennen möchte, ein Halbblut, das noch im Stall meines Vaters steht.«

»Sollte es nicht möglich sein, das Pferd herzuschaffen?«

»Wenn Sie das erlauben«, sagte Fink, »bin ich Ihnen sehr dankbar.«

So besprachen die beiden im besten Einvernehmen ihre Verbindung, und der Freiherr verließ Finks Zimmer mit dem Gefühl, daß er doch einen klugen Streich gemacht habe.

»Die Sache ist in Richtigkeit«, sagte Fink zu dem eintretenden Anton. »Jetzt lamentiere nicht, sondern finde dich darein, das Unglück ist einmal geschehn. In zwei Zimmer auf der Ecke dieses Flügels werde ich mich einquartieren, die Einrichtung besorge ich selbst. Morgen fahre ich nach Rosmin und von dort weiter. Ich bin einem geschickten Mann auf der Spur, der das Technische der[650] Anlage leiten soll; den Mann und einige Arbeiter bringe ich mit. Kannst du mir unsern Karl auf acht Tage überlassen?«

»Er ist hier schwer zu entbehren, indes, wenn es sein muß, werde ich ihn zu vertreten suchen. Laßt mir nur ein Bündel mit weisen Lehren zurück.«

Am nächsten Morgen reiste Fink in Begleitung des Husars ab, und die alte Ordnung im Schloß kehrte zurück. Die kleine Schar Gutswehr hielt regelmäßig ihre Übungen, Patrouillen wurden gemacht, wie früher; arge Gerüchte wurden eifrig erzählt und angehört; einmal kam die Meldung, daß auf der nächsten Landstraße ein Haufe Sensenmänner marschiere, ein andermal betrat ein Trupp feindlicher Ritter die Feldmark, ritt aber, ohne das Dorf zu berühren, auf dem Waldwege vorüber. Auch Militär erschien als Einquartierung auf einzelne Nächte, kleine Abteilungen, welche weiter ins Land hineinzogen. Die Offiziere waren willkommene Gäste des Schlosses, sie erzählten von dem Kampf der Leidenschaften jenseits der Wälder und beruhigten die Frauen durch das mutige Versprechen, daß dem Aufstand ein schnelles Ende bereitet werde. Nur Anton empfand die schwere Last, welche selbst durch die kleinen Truppenmärsche auf das Gut gelegt wurde.

Fast vierzehn Tage waren vergangen, Fink und Karl wie verschwunden. An einem sonnigen Tage war Lenore bei ihrer Pflanzung beschäftigt, sie ließ durch einen Arbeiter Löcher für die Wurzelballen kleiner Waldbäume ausgraben. Schon bildete ein halbes Hundert von Fichten und jungen Birken ein anspruchloses Gebüsch, das zur Zeit einem Rebhuhn mehr Schatten gab, als einem Menschen. In ihrem Strohhut, einen kleinen Spaten in der Hand, erschien Lenore dem vorübereilenden Anton so anmutig, daß er sich nicht enthalten konnte, stehnzubleiben und ihr zuzusehn.

»Habe ich Sie endlich, treuloser Herr«, rief ihm Lenore zu. »Seit acht Tagen haben Sie sich gar nicht um meine Bäume gekümmert, ich habe alles allein begießen müssen. Hier ist Ihr Spaten, kommen Sie und helfen Sie mir Löcher graben.«

Anton ergriff gehorsam den Spaten und begann tapfer den Rasen auszustechen. »Ich habe im Walde junge Wacholder gesehn, vielleicht können Sie die brauchen.«[651]

»An den Rändern«, antwortete Lenore versöhnt.

»Ich habe in den letzten Tagen mehr zu tun gehabt, als sonst«, fuhr Anton fort, »Karl fehlt uns überall.«

Lenore stieß ihren Spaten tief in die Erde und beugte sich herab, den aufgeworfenen Boden anzufühlen. »Hat Ihr Freund immer noch nicht geschrieben?« frug sie gleichgültig.

»Ich weiß nicht, was ich denken soll«, sagte Anton, »der Postenlauf ist nicht unterbrochen, denn andere Briefe sind angekommen. Fast fürchte ich, daß den Reisenden ein Unglück zugestoßen ist.«

Lenore schüttelte den Kopf. »Können Sie sich denken, daß Herrn von Fink ein Unglück zustößt?« fragte sie weitergrabend.

»Es ist schwer zu denken«, sagte Anton lachend, »er sieht nicht aus, als ob er sich ein boshaftes Schicksal leicht über den Kopf wachsen ließe.«

»Das meine ich auch«, erwiderte Lenore trocken.

Anton schwieg eine Weile. »Es ist merkwürdig, daß wir miteinander noch nicht über die Veränderung gesprochen haben, welche durch Finks Hierbleiben entsteht«, sagte er endlich nicht ohne Zwang, denn er empfand undeutlich, daß zwischen Lenore und ihn selbst eine Befangenheit gekommen war, ein leichter Schatten auf goldgrünem Rasen, von dem man nicht weiß, woher er fällt. »Sind Sie auch nicht unzufrieden mit seiner Ansiedelung?« Lenore wandte sich ab und ließ einen Zweig durch ihre Finger gleiten. »Sind Sie zufrieden?« frug sie zurück.

»Ich für meinen Teil kann mir die Anwesenheit des Freundes wohl gefallen lassen«, sagte Anton.

»Dann tu ich's auch«, erwiderte Lenore aufsehend. »Aber es ist doch auffallend, daß auch Herrn Sturm nicht geschrieben hat. Vielleicht kommen sie gar nicht wieder«, rief sie aus.

»Für Karl leiste ich Bürgschaft«, sagte Anton.

»Aber für den andern? Der sieht aus, als ob er veränderlich wäre, wie eine Wolke.«

»So ist er nicht«, erwiderte Anton; »wenn er Schwierigkeiten zu bekämpfen hat, erwacht alle Energie seines Lebens; nur was ihm keine Mühe macht, das langweilt ihn.«

Lenore schwieg und grub eifrig weiter.

Da hörte man aus dem Wirtschaftshofe das Gesumm von fröhlichen[652] Stimmen, die Leute liefen von ihrem Mittagstisch auf die Landstraße, »Herr Sturm kommt«, rief ein Knecht den Grabenden zu. – Ein stattlicher Zug bewegte sich durch das Dorf auf das Schloß zu. Voran schritt ein halbes Dutzend Männer in gleicher Tracht; sie trugen graue Jupen, breitkrempige Filzhüte, die an einer Seite aufgeschlagen und mit einem grünen Busch verziert waren, auf der Schulter eine leichte Jagdflinte, an der Seite ein Matrosenmesser. Hinter ihnen kam eine Reihe beladener Wagen, der erste voll von Schaufeln, Grabscheiten, Hacken und Erdkarren, welche zu kunstvoller Symmetrie ineinandergesetzt waren, dahinter andere Wagen mit Mehlsäcken, Kisten, Kleiderbündeln und eingepackten Möbeln. Den Zug schloß wieder eine Anzahl Männer in grauer Uniform und denselben Waffen. In der Nähe des Schlosses sprang Karl mit einem Fremden von dem letzten Wagen herab. Karl stellte sich an die Spitze des Zuges, ließ die Wagen an der Front des Schlosses auffahren, ordnete die Männer in zwei Reihen und kommandierte mit einigem Erfolg: »Präsentiert das Gewehr!« Hinter dem Zuge galoppierte Fink auf seinem Pferde heran.

»Willkommen!« rief Anton dem Freunde entgegen.

»Sie bringen eine Armee mit Bagage«, lachte Lenore ihn begrüßend, »ziehen Sie immer mit so schwerem Gepäck ins Feld?«

»Ich bringe ein Korps, das von heute ab in Ihrem Dienst stehen soll«, erwiderte Fink vom Pferde springend. »Es scheinen ordentliche Leute«, sagte er zu Anton gewandt, »sie sollen den Stamm bilden für meine Arbeiter. Doch hat es Mühe gemacht, sie zusammenzufinden. Hände sind jetzt rar, und doch wird nichts gearbeitet. Wir haben in deiner Heimat getrommelt und gelockt, wie Werbeoffiziere. Zur Arbeit allein wären sie schwerlich gekommen. Die grauen Jacken und die Jägerhüte haben's ihnen angetan. Einige gediente Männer sind darunter, dein Husar weiß sie zusammenzuhalten, wie ein geborener General.«

Der Freiherr und seine Gemahlin traten in die offene Halle. Die Arbeiter brachten auf Karls Kommando ein dreimaliges Hoch aus, dann zogen sie auf die vordere Seite des Hauses und lagerten sich in der Sonne.

»Hier sind Ihre Pioniere, mein Chef«, sagte Fink nach den ersten Begrüßungen zum Freiherrn. »Da Ihre Güte mir erlaubt hat,[653] für die nächste Zeit Ihr Hausgenosse zu werden, so habe ich auch das Recht gewonnen, etwas für die Sicherung Ihres Schlosses zu tun. Es sieht bedenklich aus in dieser Provinz. In Rosmin selbst hält man sich keinen Tag für sicher. Ihre Einrichtung einer Bauernwehr ist auch dem Feind nicht entgangen und hat seine Aufmerksamkeit auf Ihr Haus gelenkt.«

»Es ist mir eine Ehre«, unterbrach der Freiherr, »diesen Herren zu mißfallen.«

»Gewiß«, stimmte Fink höflich bei. »Um so mehr haben Ihre Verehrer die Verpflichtung, für Ihre und Ihrer Familie persönliche Sicherheit zu wachen. Noch sind Sie kaum stark genug, dies Schloß gegen abgeschmackte Einfälle Ihrer Ortsangehörigen zu schützen. Das Dutzend Arbeiter, welches ich herbringe, könnte eine Schutzwache für Ihr Haus bilden, die Leute haben Waffen und wissen zum Teil damit umzugehen. Ich habe die Arbeiter auf ein Reglement verpflichtet, welches so viel militärischen Anstrich hat, daß es helfen kann, sie in Ordnung zu halten. Sie sollen täglich einige Stunden weniger arbeiten und sich in dieser Zeit einexerzieren, Patrouillen machen und, soweit Ihnen, Herr Freiherr, dies wünschenswert erscheint, eine regelmäßige Verbindung mit der Umgegend erhalten. Unterhalt und Beköstigung der Leute liegen natürlich mir ob, ich habe vorläufig für die ersten Wochen gesorgt. Mein Wunsch ist, für sie ein leichtes Haus auf dem Felde zusammenzuschlagen; bis dahin aber wird es nötig sein, die Männer nahe beieinander zu halten, wo möglich in der Nähe des Schlosses. Und deshalb bitte ich Sie um vorläufiges Quartier auch für diese Leute.«

»Alles, was Sie wünschen, lieber Fink«, rief der Freiherr fortgerissen von dem unternehmenden Geist des Jüngern; »was wir von Räumlichkeiten haben, stelle ich zu Ihrer Verfügung.«

»Dann erlaube ich mir den Vorschlag«, sagte Anton, »im Schloß ein Zimmer des untern Stocks als Wachstube einzurichten. Dort werden die Waffen und Werkzeuge der Leute aufbewahrt, und jede Nacht ziehen einige dorthin auf Posten. Die übrigen müssen in dem Wirtschaftshof untergebracht werden. Dadurch werden die Männer gewöhnt, dies Schloß als ihren Sammelplatz zu betrachten.«

»Vortrefflich«, sagte Fink, »wenn nur die Damen der Unruhe,[654] welche dadurch auch in das Schloß kommt, nicht zu sehr zürnen.«

»Die Frau und Tochter eines alten Soldaten werden die Maßregeln, welche für ihre Sicherheit getroffen werden, mit dem größten Dank aufnehmen«, erwiderte der Freiherr mit Würde.

So wurde von allen Seiten bereitwillig angegriffen, die neue Kolonie anzusiedeln. Die befrachteten Wagen wurden abgeladen. Der Techniker und die Arbeiter fanden vorläufig ein notdürftiges Unterkommen auf dem Wirtschaftshofe.

Die erste Tätigkeit der Arbeiter war, Leinwand und Strohseile von Möbeln abzuwickeln und diese in die Zimmer ihres neuen Brotherrn zu tragen. Die Dienerschaft vom Schlosse stand herum und sah neugierig auf den einfachen Hausrat. Ein Stück aber erregte so laute Verwunderung, daß auch Lenore zu der Gruppe trat. Es war ein kleines Sofa von abenteuerlichem Aussehen. Beine und Armlehnen waren die Füße eines großen Raubtiers, die Polster waren überzogen mit dem Fell derselben Katzenart, gelbbrauner Grund mit regelmäßigen schwarzen Flecken. Zur Rücklehne und den Seitenkissen waren drei ungeheure Katzenköpfe in Polster verwandelt, das Gestell war statt von Holz von kunstvoll geschnitztem Elfenbein.

»Wie allerliebst!« rief Lenore aus.

»Wenn das Ding Ihnen nicht mißfällt«, sagte Fink gleichgültig, »so schlage ich Ihnen einen Tausch vor. In meinem Zimmer steht ein kleiner Diwan, in dem sich's so bequem ruht, daß ich ihn gern behalten möchte. Erlauben Sie den Leuten, dies Ungetüm in einem andern Zimmer des Schlosses niederzusetzen, und überlassen Sie mir dafür den Diwan.«

Lenore fand bei dieser kurzen Weise nicht sogleich eine Antwort, sie verbeugte sich zu stummer Einwilligung. Und doch war sie unzufrieden mit sich, daß sie den Tausch nicht im Augenblick ablehnte. Als sie in ihr Zimmer kam, fand sie das Katzensofa darin aufgestellt. Darüber ärgerte sie sich noch mehr, sie rief Suska und den Diener, das Möbel in eine andere Stube zu tragen, aber beide protestierten und erhoben großen Lärm, als sie behaupteten, das prächtige Tier stehe nirgend besser als in dem Zimmer des gnädigen Fräuleins; bis endlich Lenore, um nicht Aufsehen zu verursachen, beide hinaustrieb und sich leidend in[655] den Tausch ergab. So ruhte jetzt Lenorens schöner Leib auf den Jaguarfellen, die Fink in fernen Wäldern erbeutet hatte.

Am nächsten Tage begann die neue Tätigkeit. Der Wiesenbauer zog mit seinen Instrumenten auf das Feld, die Arbeiter wurden an ihr Werk gestellt. Karl suchte Tagelöhner in den deutschen und polnischen Orten, auch im Dorfe waren einige Leute willig, nach wenig Tagen wurde ein halbes Hundert Arbeiter auf dem gepachteten Land beschäftigt. Nebenbei bemerkt, nicht ohne viele Störung, die Leute waren unruhig und zerstreut, und die Arbeiter aus den nächsten Dörfern kamen unregelmäßiger, als wünschenswert war, aber der Stamm hielt doch fest und Finks Einrichtung bewährte sich, vielleicht deshalb, weil sowohl er als Karl die Leute zu bändigen wußten, er selbst durch stolze Energie, Karl durch gute Laune, mit der er lobte und schalt. Die militärischen Übungen zu leiten, kam der Förster unermüdlich aus seinem Walde hervor, das Schloß wurde alle Nächte durch Wachen besetzt, die Patrouillen nach den Nachbardörfern pünktlich versehen. Der kriegerische Geist verbreitete sich von dem Schlosse über die ganze deutsche Umgegend. Schnell lebte in der Schar mit aufgekrempten Hüten ein Korpsgeist auf, der die Handhabung der Disziplin erleichterte; nach wenig Tagen wurde Fink mit zahlreichen Bitten anderer Leute überlaufen, sie ebenfalls mit einem Anzuge und einer Flinte, mit guter Kost und Löhnung zu versehen und in seine Garde aufzunehmen.

»Die Wachtstube ist in Ordnung«, sagte Fink zu Anton, »in die Fensterverschläge des Unterstocks laß noch Schießlöcher schneiden.«

So trug man im Schloß die Lasten der Zeit mit neuem Mut. In das Leben jedes einzelnen kam durch den Gast ein neuer Zug, auch die Wirtschaft empfand seine Gegenwart, und der Förster war stolz, einem solchen Herrn die Honneurs des Waldes zu machen. Fink war viel mit Anton auf dem Felde, und dieser wie Karl gewöhnten sich, ihn um Rat zu fragen. Er kaufte zwei derbe Wagenpferde, wie er sagte, für die eigene Bequemlichkeit und für die Wiesen, aber er ließ sie tüchtig in der Wirtschaft arbeiten und lachte den Freund aus, als dieser ein besonderes Konto für die beiden Rosse einrichtete und ihnen alle Wochen ihre Anzahl Pferdetage gutschrieb. Anton selbst war glücklich, den Freund in[656] der Nähe zu haben. Etwas von der fröhlichen alten Zeit war wiedergekommen, jene Abende, wo die beiden Jünglinge miteinander geplaudert hatten, wie nur junge Männer vermögen, bald in kindlicher Tollheit, bald weise über die höchsten Dinge. In vielem hatte sich Fink verändert, er war ruhiger geworden und, wie Anton in der Sprache des Comtoirs sich ausdrückte, solider. Aber er war freilich noch mehr als früher geneigt, andere Menschen für seine wechselnden Interessen zu benutzen und auf sie herunterzusehn wie auf ein Spielzeug. Seine Lebenskraft war noch dieselbe. Wenn er den Morgen bei seinen Wiesenarbeitern gestanden, mit dem Förster den Wald durchstreift hatte, wenn er am Nachmittag auf seinem Pferde, trotz Antons Vorstellungen, meilenweit in das unsichere Land hineingeritten war, um Nachrichten zu holen, oder Verbindungen anzuknüpfen, und wenn er auf dem Rückwege die Posten des Guts und der Bauerndörfer revidiert hatte, dann war er noch abends am Teetisch der Baronin ein heiterer Gesellschafter, der unermüdlich aushielt, und oft durch Antons Winke erinnert werden mußte, daß die Kraft der Hausfrau nicht so unzerstörbar war, als seine eigene. Den Freiherrn hatte er bald vollständig überwunden. Gegen die gallige Laune, welche dem armen Herrn zur Gewohnheit geworden war, zeigte er nicht die mindeste Nachsicht, er gestattete ihm keine bittere Bemerkung, keinen Ausfall gegen Wohlfahrt oder gegen die eigene Tochter, ohne ihm sein Unrecht auf der Stelle fühlbar zu machen. So setzte er durch, daß der Gutsherr wenigstens in seiner Gegenwart sich gewaltig zusammennahm. Dagegen tat er ihm auch manchen Gefallen, der ihm selbst bequem war. Er half ihm dazu, eine Partie Whist zu spielen, indem er ihm den Rat gab, sich in die Karten kleine Zeichen zu stechen, die er mit dem Finger fühlen konnte; er führte Lenore zu dem Whisttisch und brachte ihr die Anfänge des Spiels bei. Wie von selbst machte sich's, daß Wohlfart zur Partie herangezogen wurde. So half er dem Freiherrn über langsame Stunden weg und bewirkte, daß sein Freund von jetzt ab fast alle Abende in der Familie zubrachte und noch nicht zu Bett war, wenn Fink die Laune hatte, ein Nachtgespräch zu halten und in Gesellschaft ein Glas Kognakpunsch und eine letzte Zigarre zu genießen.

Nur die Frauen des Schlosses schienen die Vorteile nicht zu[657] empfinden, welche Finks Anwesenheit allen übrigen brachte. Die Baronin erkrankte. Es war keine heftige Krankheit, und doch kam sie plötzlich. Noch am Nachmittag hatte sie heiter mit Anton gesprochen und ihm einige Briefe abgenommen, die der Briefbote für den Freiherrn gebracht. Am Abend erschien sie nicht am Teetisch; der Freiherr selbst betrachtete ihr Unwohlsein als vorübergehend. Sie klagte über nichts, als Schwäche; der Arzt, welcher sich von Rosmin auf das Gut wagte, wußte ihre Krankheit nicht zu nennen. Lächelnd wies sie alle Arznei zurück und sprach selbst die feste Zuversicht aus, daß die Abspannung vorübergehen werde. Um Lenore und ihren Gemahl nicht an das Krankenzimmer zu fesseln, äußerte sie zuweilen den Wunsch, an den Familienabenden teilzunehmen, sie vermochte dann nicht auf dem Sofa zu sitzen und legte ihr Haupt auf das Kissen der Lehne.

So war sie die stille Gesellschafterin der andern, ihr Auge sah dann unruhig auf den Freiherrn und prüfend auf Lenore, bis beide am Spieltisch saßen, dann lehnte sie sich in die Kissen zurück und schien auszuruhen, wie von einer Arbeit.

Anton sah mit inniger Teilnahme auf die Kranke. Wenn er im Spiel einen Rubber zu pausieren hatte, versäumte er nie, leise zum Sofa zu treten und nach ihren Befehlen zu fragen. Es war ihm eine Freude, wenn er ihr ein Glas Wasser überreichen, oder einen Auftrag ausrichten konnte. Immer sah er mit Bewunderung in das feine Antlitz, das noch jetzt, bleich und abgespannt, die schönen Umrisse zeigte. Es war ein stilles Einverständnis zwischen ihm und der Kranken. Sie sprach mit ihm noch weniger als mit den andern. Denn wenn sie in der Nähe ihres Gemahls oft in munterm Ton das Wort ergriff und den Erzählungen ihres Gastes mit den Augen und dem Haupt folgte, so bemühte sie sich nicht, vor Anton ihre Schwäche zu verbergen. Sie sank dann in sich zusammen, oder starrte teilnahmslos in das Zimmer hinein, aber wenn sie ihn ansah, war es mit dem ruhigen Vertrauen, das man einem alten Hausgenossen schenkt, vor dem man Geheimnisse nicht mehr zu hüten hat. Vielleicht war es, weil die Baronin den Wert seines Gemüts vollkommen zu würdigen wußte, vielleicht weil sie ihn seit dem Tage, wo er ihr seine Dienste anbot, bis zu dieser Stunde immer als einen zuverlässigen Diener ihres Hauses angesehen hatte. Aber wäre auch diese Auffassung unserm Helden[658] bemerkbar geworden, sie hätte seine ritterliche Treue gegen die Edelfrau nicht erschüttert. So wie sie war, erschien sie ihm fertig und in ihrer Art vollkommen, als ein Bild, welches das Herz eines jeden erfreut, der ihr nahetritt. Er konnte den stillen Verdacht nicht loswerden, daß eine Einwirkung von außen, vielleicht eines von den Schreiben, die er selbst übergeben, die Veränderung ihrer Gesundheit hervorgebracht habe. Auf einem der Briefe hatte eine zitternde Hand die Adresse geschrieben, der Brief hatte ein bösartiges Aussehen gehabt, und Anton hatte ahnend empfunden, daß er Unwillkommenes enthalten müsse. An einem Abend, als die andern am Spieltisch saßen, war der Kopf der Kranken von dem seidenen Kissen heruntergeglitten. Als Anton das Kissen zurechtgerückt, und die Kranke ihr Haupt mit Mühe wieder daraufgelegt hatte, sah sie ihn dankend an und sagte ihm leise, wie schwach sie sei. »Ich wünsche noch einmal allein mit Ihnen zu reden«, fuhr sie nach einer Pause fort, »nicht jetzt, aber die Zeit wird kommen«, und dabei sah sie mit einem tiefen Ausdruck von Schmerz in die Höhe, daß Anton voll trüber Befürchtungen wurde.

Weder der Freiherr noch Lenore hatten so große Sorge. »Mama hat schon einigemal an solcher Schwäche gelitten«, sagte Lenore, »immer war die Sommerluft ihre beste Heilung, ich hoffe alles von der Zeit, wo es wärmer wird.« Lenore selbst war nicht unbefangen genug, ihre Umgebung mit scharfen Augen anzusehen, auch sie hatte sich verändert. Manchen Abend saß sie stumm am Teetisch und fuhr auf, wenn das Wort an sie gerichtet wurde, an andern war sie ausgelassen heiter. Sie vermied Fink, sie mied aber auch Antons Nähe, beiden gegenüber war sie befangen. Ihre blühende Gesundheit schien erschüttert, die Mutter selbst trieb sie oft aus der Krankenstube ins Freie; dann ließ Lenore ihr Pferd satteln und ritt allein hinaus in den Wald, wo sie stundenlang umhertrabte und zuletzt nicht darauf achtete, wenn sie der erzürnte Pony, ohne ihren Befehl abzuwarten, nach dem Hofe zurückbrachte. Anton sah diese Veränderung mit stiller Trauer. Er fühlte tief, daß es anders wurde zwischen Lenore und ihm, aber er vermied, mit ihr darüber zu sprechen, und verschloß in seinem Herzen, was er empfand.

Es war ein schwüler Nachmittag im Mai. Über den Wäldern[659] hingen dunkle Gewitterwolken, und die Sonne warf ihre Strahlen heiß auf das trockne Land, da kam der Mann, der als Patrouille nach den Bauerndörfern ausgeschickt war, eilig nach der Wachtstube des Schlosses zurück und meldete, fremdes Volk laure im Kunauer Wald, die Kunauer ließen fragen, was zu tun sei. Fink gab den Arbeitern das Lärmzeichen und sandte Botschaft zum Förster und nach dem neuen Vorwerk. Während die Arbeiter das Gerät nach dem Schlosse trugen und die Knechte mit ihrem Gespann vom Felde heimritten und sich zum Aufbruch rüsteten, jagte ein Reiter von Kunau mit der Nachricht heran, eine polnische Bande sei in ein Gehöft des Dorfes eingebrochen, die Landleute ließen um Hilfe bitten.

Alle Männer waren in der mutigen Aufregung, welche ein Alarm hervorruft, wenn er die Aussicht auf Abenteuer bringt.

»Behalte einige der Arbeiter zurück«, sagte Fink zu Anton, »und übernimm die Wache im Schloß und im Dorfe, den Förster schicke mit der Gutswehr nach Kunau, ich reite mit dem Amtmann und den Knechten voraus.« Er sprang nach dem Stall des Schlosses und sattelte selbst sein Pferd, während Karl neben ihm das Reitpferd des Barons für sich herausführte. »Sehn Sie nach den Wolken, Herr von Fink«, sagte Karl, »nehmen Sie Ihren Mantel mit, es gibt ein tüchtiges Gewitter. Heut nacht regnet's Hafer für das Gut.« Fink rief nach seinem Plaid, und die kleine Schar rasselte auf Kunau zu.

Als sie in den Wald kamen, merkten sie, wie stickend die Schwüle war, selbst die rasche Bewegung der Pferde vermochte nicht das unbehagliche Gefühl zu bannen. »Sehen Sie die Unruhe in den Tieren«, rief Karl, »mein Pferd spitzt die Ohren, es ist etwas im Walde.« Die Reiter hielten still. »In dem Gebüsch trabt einer, dort rasselt's in den Ästen.« Das Pferd, welches Karl ritt, fuhr mit dem Kopf auf das Gehölz zu und schnaubte laut.

»Es ist ein Bekannter, einer von uns«, sagte Fink auf das Pferd sehend.

Die Zweige des jungen Holzes fuhren auseinander, auf ihrem Klepper kam Lenore herausgesprengt und verlegte den Reitern den Weg. »Halt, wer da!« rief sie lachend.

»Alle Wetter, das Fräulein!« schrie Karl.

»Die Losung!« rief Lenore martialisch.[660]

Fink ritt vor, salutierte und sagte leise: »Potz Blitz, das ist ja die Gustel von Blasewitz.«

Lenore errötete und lachte. »Passiert«, sagte sie, »ich reite mit.«

»Natürlich«, rief Fink, »nur vorwärts!« Der Pony warf nach Leibeskräften seine Beine neben dem großen Pferd des Gastes durcheinander. So kamen sie nach Kunau und hielten vor dem Alarmhause. Dort war die Bauernwehr aufgestellt, der Schmied als Befehlshaber kam ihnen sorgenvoll entgegen.

»Was in unserm Holze steckt, ist verwettertes Volk«, rief er, »bewaffnete Polacken. Heut in der hellen Mittagsstunde ist ein Haufe von zehn Männern mit Flinten an des Leonhard Hof gekommen, der dort hinausliegt auf den Wald zu, sie haben die Hoftüren besetzt, dann ist der Anführer mit seiner Bande in die Stube getreten, wo die Leute gerade um den Tisch saßen, und hat Geld verlangt und das Kalb aus dem Stall. Es war ein schändlicher Kerl mit einer langen Flinte, er hatte eine Pfauenfeder auf dem Hut, und die roten Schnüre auf dem Rock, wie ein echter Klopiez. Der Bauer hat sich geweigert, das Geld zu geben, da haben sie ihm ein Gewehr an den Kopf gesetzt, bis sein Weib in der Angst zu dem Kasten gelaufen ist und den Kerlen einen Säckel mit Geld hingeworfen hat. Darauf haben sie das Kalb aus dem Stall gerissen und vier Gänse aus dem Hofe, und sind mit ihrem Raube wieder nach dem Wald gezogen. Vier Schufte mit Flinten haben sie im Hofe stehnlassen als Wache, so daß niemand herauskonnte, bis die andern mit den gestohlnen Sachen im Walde waren. Zuletzt haben zwei von dem Raubvolk ihre Gewehre in das Dach abgeschossen, dann sind auch die vier weggelaufen. Das Dach fing an zu glimmen, aber wir haben's glücklich gelöscht.«

»Seitdem sind Stunden vergangen«, sagte Fink, »die Schurken sind über alle Berge.«

»Ich glaub's nicht«, erwiderte der Schmied. »Den Leonhard habe ich mit unsern Berittenen sogleich um den Wald herumgeschickt an die Grenze, damit sie aufpassen, wenn das Räubervolk sich aus dem Wald schleicht. Und eine Frau aus Neudorf, die im Wald war, hat noch vor zwei Stunden polnische Leute gesehn, auf der Grenze von unserm nach dem Neudorfer Wald, grade da, wo der Grenzstein unter der alten Eiche steht. Sie hatten ein Vieh bei[661] sich, ob es ein Kalb war oder ein Hund, hat die Frau in ihrer Angst nicht gesehn; wenn's das Kalb war, so haben's die Hungerleider lieber aufgegessen als fortgetragen. Ich komme eben von Neudorf, die Neudorfer sind gesammelt wie wir. Wir möchten ein Treiben durch die Wälder anstellen, wenn Ihre Leute uns von Ihrer Seite helfen, und wenn Sie uns die Richtung geben wollten.«

»Gut«, sagte Fink, »frisch ans Werk.« Er sandte einen Boten dem Förster entgegen, damit die aus dem Schloß gleich von ihrer Seite das Treiben begönnen, und besprach mit dem Schmied Aufstellung und Richtung der Kunauer. Karl mit den Knechten schickte er zu den Kunauer Reitern auf die entgegengesetzte Seite des Waldes, nach welcher der Trieb zugehn sollte. »Machen Sie keine Umstände mit den Schuften«, rief er dem abreitenden Karl zu und klopfte auf die Pistolen im Halfter. »Vorwärts!« sagte er zum Schmied, »ich selbst reite nach Neudorf. Wenn Ihr Euer Vorholz abgesucht habt, erwartet uns, dort soll die Neudorfer Kette sich an Eure schließen.«

So zogen die von Kunau aus, den Diebstahl zu rächen. Fink galoppierte von Lenore begleitet nach dem Nachbardorf. Auf dem Wege sagte er zu ihr: »Hier werden wir uns trennen, Fräulein.« – Lenore schwieg.

Fink sah sie von der Seite an. »Ich glaube nicht«, fuhr er fort, »daß die Schelme uns die Freude machen werden, unsern Besuch im Walde zu erwarten. Und wenn sie weglaufen wollen, der Abend ist nahe, wir werden sie schwerlich hindern. Aber die Jagd ist eine gute Übung für unsre Leute, und deshalb soll sie uns willkommen sein.«

»Dann gehe ich mit nach dem Walde«, sagte Lenore entschlossen.

»Notwendig ist das grade nicht«, erwiderte Fink, »ich fürchte zwar keine Gefahr für Sie, aber Ermüdung und vielleicht Regen.«

»Lassen Sie mich mit«, bat Lenore, zu ihm aufsehend.

»Ich habe verständig abgeraten, mehr ist von einem Menschen nicht zu verlangen, und im Vertrauen gesagt, mich freut's, daß Sie so mutig sind. Galopp, Kamerad!«

In Neudorf stellte Fink die Pferde in den Hof des Schulzen und[662] führte die Schar der Neudorfer an den Waldrand. Die Linie stellte sich auf, die Durchsuchung des Forstes begann. In langer Kette betraten die Männer das Holz, die Entfernung zwischen den einzelnen Gliedern mußte größer sein, als wünschenswert war, Fink schritt mit Lenore auf dem äußersten rechten Flügel, wo der Anschluß an die Linie der Kunauer geschehen sollte, der Nebenmann Finks hatte die Richtung anzugeben. Die Jäger gingen in tiefem Schweigen vorwärts und spähten mit scharfem Auge von Baum zu Baum. Als sie den Wald betraten, rauschte es in den Baumwipfeln, durch die Lücken des Nadelholzes sah man den bleischwarzen Himmel. Unten aber lag noch die Schwüle des heißen Tages, die Vögel saßen in die Zweige geduckt, die Käfer waren in die Heidelbeeren gekrochen.

»Der Himmel selbst kommt den Spitzbuben zu Hilfe«, sagte Fink, auf die Wolken deutend, zu seiner Begleiterin, »es wird so finster dort oben, daß wir in einer halben Stunde hier unten nicht zehn Schritt vor uns sehen werden.«

Das Holz schloß sich dichter, das Tageslicht nahm ab, Lenore hatte Mühe, die Reihe der Männer zu erkennen. Der Grund wurde morastig, Lenore versank bis an die Knöchel in dem Bruch. »Wenn's nur kein Katarrh wird«, lachte Fink sie aus.

»Es wird keiner«, erwiderte Lenore herzhaft, aber der Zug in den Wald erschien ihr nicht mehr so harmlos, wie vor einer Stunde.

Der Mann neben Fink blieb stehn, sein leises Zeichen lief die Kette hinab, die lange Reihe hielt an, die Kunauer zu erwarten. Immer schwärzer wurde es über den Bäumen, immer dunkler im Holz. In der Ferne rollte der Donner, wie ein dumpfer Wirbel klang der Ton unter dem großen Dach von Nadeln. So standen die Männer wohl eine Viertelstunde, da tönte von rechts ein leiser Ruf durch die Dunkelheit, die Treiber aus dem Nachbardorf kamen heran. Die Warnung: »Nebenmann rechts und links im Auge behalten!« flog durch die Reihe, dann setzte sich der ganze Zug in Bewegung, die Führer aus den beiden Dörfern schritten jetzt nebeneinander, Fink und Lenore in ihrer Spur. Da fuhr ein starker Donnerschlag über den Wald, es pfiff und rasselte in der Luft, der Regen rauschte hernieder. Zuerst klang der Tropfenfall nur in den Ästen der Bäume, bald drangen einzelne schwere[663] Tropfen herunter. Immer lauter schlug der Regen auf die Kronen der Bäume, immer stärker tropfte es von den Ästen, endlich rauschte die Wasserflut von dem Himmel und durch die Zweige herab auf den Boden; jeder Stamm, jeder Strauß Nadeln, jeder herabgebogene Ast verwandelte sich in eine Wasserrinne. Wie ein Flor verhüllten die Wassertropfen die Aussicht. Um jeden einzelnen war ein enger Kreis gezogen durch Finsternis und strömenden Regen, die Männer riefen einander mit gedämpfter Stimme zu, um die Richtung nicht zu verlieren.

Da stieß Lenore, als sie auf Fink sah, mit dem Fuße an eine Baumwurzel, sie unterdrückte einen Schmerzensschrei und sank auf ein Knie; Fink eilte zu ihr.

»Ich kann nicht weiter«, sagte sie den Schmerz bezwingend, »lassen Sie mich hier zurück, ich beschwöre Sie, und holen Sie mich auf dem Rückwege ab.«

»Sie in dieser Lage verlassen«, rief Fink, »wäre eine Barbarei, gegen welche das Menschenfressen als unschuldige Ergötzlichkeit erscheinen müßte. Sie werden sich schon meine Nähe gefallen lassen. Vor allem erlauben Sie, daß ich Sie aus dieser Baumtraufe fortführe an eine Stelle, wo der Regen weniger unverschämt ist. Unsre Vordermänner habe ich ohnedies verloren, ich sehe durchaus nichts mehr von den breiten Schultern der ehrlichen Knaben.« Er richtete Lenore in die Höhe, sie versuchte mit dem verletzten Fuß aufzutreten, aber der Schmerz preßte ihr einen neuen Klagelaut aus, sie wankte und hielt sich an Finks Schulter. Da schlug dieser seinen Plaid um sie, hob sie vom Boden und trug sie eingewickelt, wie man ein Kind trägt, auf seinen Armen unter einige Tannen, welche mit ihren dichten Zweigen einen kleinen geschützten Raum einschlossen. Wenn ein Mensch sich beugte, konnte er darunter erträglichen Schutz finden.

»Hier herunter müssen Sie sich setzen, liebes Fräulein«, sagte Fink und setzte Lenore vorsichtig auf den Boden. »Ich werde vor Ihrem grünen Haus Wache halten und Ihnen den Rücken zukehren, damit Sie Ihr nasses Tuch um den unartigen Knöchel binden.« Lenore drückte sich unter das dichte Tannendach, Fink stellte sich mit dem Rücken gegen sie an einen Baumstamm. »Es ist doch nichts beschädigt«, frug er, »können Sie den Fuß im Gelenk bewegen?«[664]

»Es tut etwas weh«, sagte Lenore, »aber es geht.«

»Das ist brav«, sprach Fink hinter sich, »jetzt binden Sie das Tuch um, ich hoffe, in zehn Minuten werden Sie auftreten können. Wickeln Sie sich fest in das große Tuch, es hält warm; sonst holt sich mein Kriegskamerad noch das Fieber, und damit wäre die Jagd nach dem gestohlenen Kalb doch zu teuer bezahlt. Sind Sie fertig mit dem Verband?« frug er wieder, »darf ich mich herumdrehen?«

»Ja«, sagte Lenore.

»Dann erlauben Sie mir, Sie einzuwickeln.« Vergebens protestierte das Fräulein gegen diesen Ritterdienst, Fink schlang das große Tuch um den ganzen Körper der Sitzenden und band es hinten in einen festen Knoten. »Jetzt sitzen Sie im Walde wie das graue Männchen.«

»Etwas Gesicht lassen Sie mir frei«, bat Lenore.

»So«, sagte Fink, »jetzt wird Ihnen behaglich werden.« Bald empfand Lenore eine wohltätige Wärme; schweigend saß sie unter ihren Zweigen, bekümmert um die seltsame Lage, in der sie sich befand. Fink hatte wieder seinen Platz am Baumstamm eingenommen und kehrte ihr ritterlich den Rücken zu. Nach einer Weile rief Lenore aus dem Gebüsch: »Sind Sie noch da, Herr Kamerad?«

»Halten Sie mich für einen Verräter, der seinen Zeltgenossen verläßt?« frug Fink zurück.

»Es ist hier unten ganz trocken«, fuhr Lenore fort, »nur auf meine Nase fällt zuweilen ein Tropfen. Sie aber, armer Herr, werden da draußen ganz durchnäßt. Welch furchtbarer Regen!«

»Dieser Regen flößt Ihnen Schrecken ein?« frug Fink achselzuckend, »der ist nur ein schwaches Kind! Wenn er einen Zweig vom Baume gerauft hat, meint er Wunder getan zu haben. Da lobe ich mir den Regen in solchen Ländern, wo die Sonne heißer brennt. Tropfen wie Äpfel, nein, keine Tropfen mehr, armdicke Strahlen, das Wasser stürzt aus den Wolken, wie ein Wasserfall. Stehenbleiben kann man nicht, denn der Boden schwimmt unter einem fort, unter Bäume flüchten kann man auch nicht, denn der Sturmwind zerbricht die dicksten Baumstämme wie Strohhalme. Man läuft auf das Haus zu, das vielleicht nicht weiter entfernt ist, als von Ihnen bis zu der nichtswürdigen Baumwurzel, die Ihren[665] Fuß verletzte, und das Haus ist verschwunden, an der Stelle befindet sich ein Loch, ein Strom, ein Haufe herangespülter Felsen. Vielleicht fängt dann auch die Erde an ein wenig zu beben und schlägt Wellen, wie das Meer im Sturme. Das ist ein Regen, der sich sehen lassen kann. Kleider, die er durchnäßt hat, werden nie wieder trocken, was ein Oberrock war, ist acht Tage nachher noch eine schwarze unförmliche Masse, welche das Aussehen und die Feuchtigkeit einer Morchel hat. Behält man einen solchen Rock auf dem Leibe, so bleibt er fest genug sitzen, die Aufschläge am Ellbogen, die Taille am Hals, aber nie wird man ihn wieder ausziehn können, außer mit Hilfe eines Federmessers und in schmalen Streifen, die man abschneidet wie Apfelschalen.«

Lenore mußte in ihrem Schmerz lachen. »Ich wünsche mir wohl einen solchen Regen zu erleben«, sagte sie.

»Ich bin uneigennützig, wenn ich mir nicht wünsche, Sie in solcher Lage zu sehen«, erwiderte Fink. »Die Frauen sind am schlimmsten daran, alles was sie zur Toilette rechnen können, verschwindet in solcher Strömung vollständig. Ist Ihnen das Kostüm der Frau Venus von Milo bekannt?«

»Nein«, antwortete Lenore ängstlich.

»Gerade wie diese Dame sehen alle Frauen aus, die ein tropischer Regen getroffen hat, und die Männer wie Vogelscheuchen. Ja, es soll vorgekommen sein, daß Menschen von solchem Regen platt geschlagen wurden, wie Kupferdreier, nur mit einem Knopf in der Mitte, der bei näherer Betrachtung sich als ein Menschenkopf auswies und den Vorübergehenden traurig zurief: O ihr Mitmenschen, das kommt davon, wenn man ohne Regenschirm ausgeht.« Wieder mußte Lenore lachen. »Mein Fuß tut nicht mehr so weh«, sagte sie, »ich glaube, ich kann jetzt gehn.«

»Das sollen Sie nicht«, entgegnete Fink, »noch läßt der Regen nicht nach, und es ist so finster, daß man kaum die Hand vor den Augen sieht.«

»Dann tun Sie mir die Liebe und suchen Sie die Männer auf. Mir ist jetzt wohler, ich sitze hier wie ein Reh geschützt vor dem Regen und vor fremden Leuten.«

»Es geht nicht«, sprach Fink von seinem Baume zurück.

»Ich bitte Sie flehentlich darum«, rief Lenore angstvoll und streckte ihre Hände aus dem Tuch, »lassen Sie mich jetzt allein.«[666]

Fink wandte sich um, ergriff ihre Hand und drückte sie an seine Lippen, dann eilte er schweigend in der Richtung fort, welche die Landleute genommen hatten.

So saß Lenore allein unter den Tannenzweigen. Noch immer rauschte der Regen herab. Er schlug klatschend an die Baumwipfel und strömte von den Ästen herunter auf den Boden. Dazu rollte oben der Donner, das Gewitter kam herauf; zuweilen fuhr ein grelles Licht durch die Dunkelheit, dann sah Lenore die beleuchteten Baumstämme in langen Reihen wie goldgelbe Säulen eines unabsehbaren Gebäudes vor sich stehen und darüber ein schwarzes Dach, mit hellen Lichtern geflammt. Dann erschien der Wald wie ein verwünschtes Schloß, das aus der Erde steigt und im Nu wieder versinkt. Durch den Regen klangen geheimnisvolle Töne, wie sie zur Nachtzeit durch den Wald gehn. Über ihr schlug es an den Stamm mit regelmäßigem Klopfen, als wenn ein schlimmes Waldgespenst an das Holz ihrer Hütte anpochte, sie fuhr zusammen und frug sich gleich darauf, ob das ein Specht sein könnte, oder ein Baumast. Aus der Ferne tönte der heisere Klageschrei einer Krähe, der das Wasser in das Nest gedrungen war und den ersten Schlaf gestört hatte. Neben ihr lachte es schauerlich: »Huhu, huhu!« und wieder erschrak Lenore; war es ein tückischer Kobold aus dem Walde, oder war es nur eine kleine Eule? In hundert melancholischen Lauten sprach die Natur. Lenore empfand den wilden Reiz dieser Einsamkeit bald mit Freude und gleich darauf wieder mit Angst. Und dazwischen zogen andere Gedanken durch ihre Seele, wie töricht sie gehandelt hatte, sich vom Hause fortzustehlen zu einem Zuge, der ein solches Abenteuer möglich machte; wie man sie im Schloß suchen würde, und vor allem, was er von ihr denken müsse, der sie auf ihre Bitten verlassen. Sie zog das Tuch von ihrem Ohr und lauschte, es war nichts von Menschenstimmen zu hören; nichts war zu hören, als der Fall des Regens und die Seufzer des Waldes. Aber neben ihr rauschte es an dem Boden, zuerst leise, dann vernehmlicher, das Regenwasser floß in einer kleinen Rinne zusammen und murmelte, wenn es an einen großen Busch von Waldbeeren stieß, an einen Wurzelstock oder an die Knolle eines Farnkrauts. Und hinter ihr rasselten die Blätter und mit eiligem Sprunge kam es heran, sie drückte erschrocken ihr Haupt an den Baumstamm.[667]

Etwas setzte sich neben sie nieder, und eine fremde Gestalt rührte an dem Plaid, den sie umhatte. Sie fuhr mit der Hand unter dem Tuch vorsichtig nach dem Nachbar und fühlte das weiche Fell eines Hasen, der, durch das rinnende Wasser aus seiner Vertiefung aufgeschreckt, unter den Bäumen Schutz suchte, wie sie selbst. Sie hielt den Atem an, um den kleinen Genossen ihrer Hütte nicht zu verscheuchen; und eine Weile kauerten die beiden nebeneinander, der Hase drückte sich dicht an das Tuch.

Da klangen in der Ferne durch Regen und Donner einzelne Schüsse, Lenore zuckte zusammen, mit großem Satz fuhr der Hase in die Finsternis hinein. Dort kämpften Menschen miteinander, dort wurde Blut vergossen auf dem schwarzen Boden. Ein Geschrei wurde gehört, es klang noch aus der Ferne zornig und drohend, dann wurde alles still. »War er in einer Gefahr gewesen?« So frug sie sich, aber sie fühlte darum keine Angst und schüttelte das Haupt unter ihrem Tuch. Wo er auch war, für ihn gab es keine Gefahr. Das Gewehr, das nach ihm zielte, schlug ein niederfallender Baumast in den Grund; das Messer, das gegen ihn gezückt wurde, zerbrach wie ein Span Holz, bevor es ihn traf; der Mann, der gegen ihn eindrang, mußte straucheln und fallen, ehe er sein stolzes Haupt berührte. Er war fest gegen alle Gefahr, und er war fest gegen jede Furcht; er kannte keine Sorge, keinen Schmerz, ach, er fühlte nicht, wie andere Menschen. Frei erhob er sein Haupt, und heiter war sein Auge, wo alle andern gedrückt zur Erde sahen. Keine Schwierigkeit schreckte ihn, kein Hindernis verlegte ihm den Weg. Mit einer leichten Bewegung des Fußes stieß er weg, was andere erdrückte. So war er. Und der Mann hatte sie jetzt schwach gesehn, vorschnell und hilflos; durch ihre eigene Schuld hatte er das Recht erhalten, sie mit flüchtiger Vertraulichkeit zu behandeln. Sie zitterte, daß er dies Recht benutzen könnte, durch einen Blick, ein übermütiges Lächeln, ein schnelles Wort. So pochte ihr Herz, und so flogen ihre Gedanken wohl eine Stunde lang.

Das Wetter verzog sich. Statt der rauschenden Güsse fiel jetzt ein dauerhafter Landregen aus den Wolken, leiser gurgelte die kleine Wasserrinne, und häufiger tönte der Schrei der Eule; auf den Wechsel von schwarzer Finsternis und feuriger Helle folgte ein mattes Grau am Himmel und in dem Walde. Aus dem einförmigen[668] Dunkel hoben sich nur die Säulen der nächsten Bäume als düstere Schatten von dem Hintergrunde ab. Beängstigend stieg das Gefühl der Einsamkeit in Lenore auf. Da drang wieder der ferne Ton von Menschenstimmen an ihr Ohr, Ruf und Gegenruf wurden laut, und die Stimme des Amtmanns rief: »Über den Bruch sind sie noch gegangen, dorthin, ihr von Neudorf.« Die Tritte der Sprechenden kamen näher, dicht an den Tannen bewegte sich die Gestalt eines Mannes. Karl setzte die Hände an den Mund und johlte laut in den Wald hinein: »Hallo, Fräulein Lenore!«

»Ich bin hier«, rief eine feine Stimme zu seinen Füßen.

Verwundert trat Karl einen Schritt zurück und schrie freudig: »Gefunden!« Die Landleute umringten Lenorens Hütte mit lautem Ruf. – »Unser Fräulein ist hier!« rief ein Bursch aus Neudorf und jauchzte in seiner Freude, wie bei einer Hochzeit. Lenore erhob sich, noch schmerzte der Fuß, aber auf Karls Arm gestützt, versuchte sie tapfer vorwärts zu gehn. »Nur bis an den Bruch«, sagte dieser, »dort stehn die Bäume dünner.« Unterdes brachen die jungen Männer einige Stangen ab und legten Nadelzweige darüber. Trotz ihrem Sträuben wurde Lenore von den Dienstfertigen genötigt, sich auf die kunstlose Trage zu setzen, während einer in den Hof des Schulzen vorauslief, ihr das Pferd entgegenzuführen.

»Haben Sie die Diebe?« frug Lenore den Amtmann, der neben ihr ging.

»Zwei«, erwiderte dieser. »Das Kalb war geschlachtet, wir bringen die Haut und einen Teil des Fleisches, die Gänse hingen mit umgedrehten Hälsen an einem Ast, aber das Geld hatten die Schurken schon geteilt. Es ist bei den zweien nur wenig davon gefunden worden.«

»Es sind Leute von Tarow, die wir gefangen haben«, sagte der Schulz finster, »die schlechtesten Kerle im Dorfe. Und ich wollte doch, sie wären woandersher, denn es leben rachsüchtige Menschen dort.«

»Ich hörte schießen«, frug Lenore weiter, »ist ein Unglück geschehn?«

»Uns nichts«, antwortete Karl. »Sie hatten in ihrem Übermut ein Feuer angemacht, hinten unweit dem Waldrand, wo wir zu[669] Pferd Kette machten. Noch durch den Regen glimmt der Brand; so haben sie sich selbst verraten. Wir stiegen von den Pferden, schlichen heran und fielen über sie her. Sie schossen ihre Flinten ab und liefen ins Gebüsch. Dort verschwanden sie in der Finsternis. Es dauerte lange, ehe die zu Fuß durch den Wald zu uns kamen; ohne die Schüsse und den Lärm hätten sie uns nicht gefunden. Herr von Fink hat uns die Stelle beschrieben, wo wir Sie finden würden. Er führt die Gefangenen auf dem Fahrwege, sie sollen aufs Gut, morgen schaffen wir sie weiter ins Deutsche.«

»Aber daß Herr von Fink Sie im Walde so allein gelassen hat«, sagte der ehrliche Schulz kopfschüttelnd, »das war doch ein gewagtes Stück.«

»Ich bat ihn, nicht zurückzubleiben«, antwortete Lenore und schlug trotz der Dunkelheit die Augen nieder.

Auf halbem Weg zum Dorf kam Lenorens Pony dem Zug entgegen. In Neudorf empfing Karl das Pferd des Freiherrn aus den Händen der Knechte zurück und geleitete das Fräulein nach dem Schlosse. Es war spät am Abend, als sie dort ankamen. Lenorens lange Abwesenheit hatte die Angst der Mutter und die allerschlechteste Laune des Freiherrn hervorgerufen. Hastig machte sich die Tochter von den Fragen los, die auf sie eindrangen, und eilte auf ihr Zimmer. Eine Stunde später kam Fink mit dem Förster aus Kunau zurück und brachte die beiden Gefangenen, welche mit ihren gebundenen Händen trotzig zwischen den Wächtern daherschritten und ihre Pfauenfeder so hoch trugen, als zögen sie zum Tanz in die Schenke.

»Ihr sollt's uns bezahlen«, sagte der eine von ihnen auf polnisch zu den begleitenden Männern und ballte die gefesselte Faust.

Quelle:
Gustav Freytag: Soll und Haben. München 1977 bzw. 1978, S. 649-670.
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