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[20] Wie Thau auch glänzt in Blumenkelch verhüllt,

Sich nährt von seiner Wiege süßen Düften,

Dann leise ihrer Blätter Nacht entschwillt,

Entführet von des Abends freien Lüften,


So strahlend von des ewgen Feuers Bild,

Ein Perlenthau in dunkler Erde Klüften,

Novalis leise ihrem Schoos entquillt;

Gesellt sich zu den freien Himmelslüften.


Sie tragen ihn auf leichtbeschwingten Woogen

Geleiten ihn zu Iris Farbenbogen

Und zu der dunkel glüh'nden Abendröthe.


Er badet sich in ihren heil'gen Fluthen,

Vergehet wonnig mit in ihren Gluthen

Und ernster, heil'ger sieht die Abendröthe.

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Karoline von Günderrode: Gesammelte Werke. Band 1–3, Band 3, Berlin-Wilmersdorf 1920–1922, S. 20.
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