[2]

[20] Novalis, deinen heilgen Seherblikken

Sind aufgeschlossen aller Welten Räume,

Dir offenbahrt sich weihend das Gemeine,

Du schaust es in prophetischem Entzücken.


Du siehst der Dinge zukunftsvolle Keime

Und zu des Weltalls ewigen Geschicken,

Die gern dem Aug der Menschen sich entrücken,

Wirst Du geführt durch ahndungsvolle Träume.
[20]

Du siehst das Recht, das Wahre, Schöne siegen,

Die Zeit sich selbst im Ewigen zernichten

Und Eros ruhend sich dem Weltall fügen:


So hat der Weltgeist liebend sich vertrauet

Und offenbahret in Novalis Dichten,

Und wie Narziß in sich verliebt geschauet.[21]

Quelle:
Karoline von Günderrode: Gesammelte Werke. Band 1–3, Band 3, Berlin-Wilmersdorf 1920–1922, S. 20-22.
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