1.

[8] Die Göttin sinkt in namenlosem Leide,

Den Jäger traf des Thieres wilde Wuth;

Die Rose trinkend von des Jünglings Blut,

Glänzt ferner nicht im weißen Liljenkleide.


Das Abendroth der kurzen Liebesfreude

Blickt traurig aus der Blume dunklen Gluth;

Adonis todt im Arm der Göttin ruht;

Das Schönste wird des kargen Hades Beute.


Verhaßt ist ihr des langen Lebens Dauer,

Das Götterlos wird ihrer Seele Trauer,

Die sehnsuchtskrank den süßen Gatten sucht.


Und still erblühet heißer Thränen Frucht;

Den stummen Schmerz verkünden Anemonen,

Den ew'gen Wunsch im Schattenreich zu wohnen.

Quelle:
Karoline von Günderrode: Gesammelte Werke. Band 1–3, Band 2, Berlin-Wilmersdorf 1920–1922, S. 8.
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