An die Frau von Breszlerin

[119] Dein Feuer und dein Geist, galant- und muntres Weib,

Sind Kennern rechter Kunst ein süßer Zeitvertreib

Und haben neulich erst ein Meisterstück erwiesen,

Das zwar den Fürsten ehrt, doch dich selbst mehr gepriesen.


So fahre munter fort und las der Misgunst Schreyn

Dein nettes Lautenspiel nur immerhin entweihn;

Der Nachruhm ist ein Schaz, den hohe Seelen finden

Und kluge Dichter stets um ihren Lorbeer winden.


Ich, den zum Theil der Neid, zum Theil auch Schwachheitsschuld

Ins Labyrinth gebracht, geh jezo mit Gedult,

Wohin die Schickung winckt, und will mit Sehn und Schweigen

Dem Glücke, das mich äft, ein starck Gemüthe zeigen.


Ich sehe so vorlängst, was man nicht ändern kan,

Wie alles in der Welt mit gleichen Augen an,

Da Leute beßrer Kunst und von weit reichern Gaben

Vor diesem noch wohl mehr als ich gelidten haben.


Daß mancher unsrer Zeit so groß als altklug scheint

Und, weil ihm alles geht, aus tollem Wahne meint,

Es könn' ein jeder Mensch sein eigen Glücke machen,

Darüber muß ich so als wie die Warheit lachen.


Die Polsche Barbarey hat mich ganz fremden Gast

Mit eußerlicher Gunst ein Vierthel Jahr umfast

Und will mich durch das Joch verliebter Poßen zwingen,

Den unruhvollen Stand bald an das Ziel zu bringen.


Gott weis, wie lang es währt. Löscht meiner Eltern Haus,

Wohin ich jezo geh, des Feuers Ursprung aus,

So hof ich hier noch Trost, wo nicht, so soll mein Leben

In weit entfernter Luft nach beßrem Glücke streben.
[120]

Von dir, gelehrte Frau, verlang ich weiter nichts

Als nur noch diesen Strahl des holden Gnadenlichts,

Die Fehler junger Zeit mit Großmuth zu ertragen

Und meiner Musenschaar bisweilen Trost zu sagen.

Quelle:
Johann Christian Günther: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 3, Leipzig 1934, S. 119-121.
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