[An Frau Dauling(?)]

[142] Madame,

So viel ich Ihnen verbunden bin, so wenig unterstehe ich mich, Ihnen mit weitläufigen Lobsprüchen und gekünstelten Worten meine aufrichtige Danckbarkeit verdächtig zu machen. Der Ruhm von Ihrer Klugheit und Güte besteht ohnedem in Ihrem eigenen Verdienste, so wie meine Ehre in der Begierde, dieses leztere mit einem verschwiegenen Gehorsame zu erkennen. Ich werde bey meiner nechsten Aufwartung, welche Sie mir gütigst erlauben wollen, den rechten Grund und die wahren Ursachen meines so plözlich und mit Verwirrung genommenen Abschieds mündlich entdecken. Daher ich vor diesmahl nichts übrig finde als das Zeichen meiner Schuldigkeit, Ihnen nehmlich bey gegenwärtigem Jahreswechsel ein dauerhaftes und vollkommenes Vergnügen anzuwüntschen, nebst der redlichen Versicherung, daß auch die geringste Gelegenheit, dero hochwerthesten Hause seine Ergebenheit durch möglichste Dienste zu bezeugen, niemahls vorbeylaßen werde

Madame

Dero

. . . . . . . . . .

Quelle:
Johann Christian Günther: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 3, Leipzig 1934, S. 142-143.
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