An die Frau Dauling in Landeshutt

[126] Die Noth verschlägt mich weit von hier;

Dein großmuthvolles Angedencken

Soll meinem Fleiße Ruhmbegier

Und meinem Glücke Kräfte schencken.

Ich hab es freylich grob versehn,

Und dir ist ziemlich weh geschehn,

Ach glaube, daß ich's selber fühle;

Doch weil ich jezt nicht anders kan,

So warthe nur und dencke dran:

Der Himmel hat die Hand im Spiele.


Wer weis, wie bald ich deiner Treu

Ein redlich Widergelt gewähre!

Leg alles in Versöhnung bey,

Wir schifen auf dem wilden Meere.

Der . . . . . den du um dich hast

Und der dich mit viel Angst umfast,

Wird endlich auch den Lohn empfangen;

Du aber wirst noch mit der Zeit

Nach deiner Jugend Kampf und Streit

Ein Alter größrer Lust erlangen.

Quelle:
Johann Christian Günther: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 3, Leipzig 1934, S. 126-127.
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