Bey der Frau Magdalena Sparrin, gebohrnen Mentzelin, eingefallenen Nahmenstage, auf ihr Symbolum: Herr, nach deinem Willen

[247] Mein Geist, bereite dir im Stillen

Aus Kummer Trost, aus Wermuth Wein!

Gedenck an Gottes Rath und Willen:

Du must durch Angst geläutert sein.

Am Golde zeigt die Glut den Werth,

Leid ist der Christen Prüfungsherd.


Es giebt sonst vielerley Vergnügen,

Nichts aber ist, was mehr entzückt,

Als wenn man in des Höchsten Fügen

Sich mit gelaßner Demuth schickt.

Preßt Noth und Jammer noch so sehr,

An Gott gedacht, es preßt nicht mehr.


Rizt oft der Creuzdorn das Gemüthe,

Reißt Neid und Spott ins Ehrenkleid,

Ich schweige, weil der Vorsicht Güte

Nach Hagel Thau und Rosen streut.

Gott führt hinein, Gott führt heraus,

Er säumt und bleibt gleichwohl nicht aus.


Bedenckt doch dies, ihr schwachen Sinnen,

Ob alles um euch bricht und fällt,

Hier ist's Verlust, dort heist's Gewinnen;

Regiert den Gram und lacht der Welt!

Nachdem ihr willig tragt und fast,

Erleichtert ihr euch selbst die Last.


Mit Hofnung und Gebeth und Glauben

Erwarth ich stündlich beßre Zeit;

Nichts kan mir Gottes Liebe rauben.

Tod, Satan, Hölle, Welt und Neid

Ziehn mich umsonst in Angst und Weh,

Es wacht mein Schuzherr in der Höh.
[248]

Last endlich auch die Freunde wancken!

Ich seh sie mit Verachtung an,

Nachdem ich selbst mir in Gedancken

Den besten Zuspruch geben kan:

Mein Himmel kommt schon auf der Welt,

Weil, was Gott will, mir auch gefällt.

Quelle:
Johann Christian Günther: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 2, Leipzig 1931, S. 247-249.
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