Über die Worte: Der Gott aber des Friedens etc.

[19] Ebr. XIII. v. 20. 21.


Gott, deßen Nahmen schon die Fülle

Vollkommner Herrligkeit entdeckt,

Erhör mein Herz, das in der Stille

Die Früchte deiner Liebe schmeckt

Und das auch schon im Glauben fühlt,

Wie gütig deine Vorsicht spielt.


Du hast und giebst den rechten Frieden;

Ach gieb ihn mehr und mehr auch mir

Und zwing, wenn Geist und Fleisch ermüden,

Welt, Sünde, Satan und Begier.

Du weist, wie starck die Feinde sind,

Drum stärcke, bis mein Kampf gewinnt.


Die Hofnung läst den Muth nicht sincken,

Sie kennt die Größe deiner Treu;

Du magst mich ziehn, du darfst nur wincken,

So folg ich, wie und wo es sey,

Nachdem du täglich Zeugnüß giebst,

Wie sehr du deine Menschen liebst.


Du hast vor uns verirrte Schaafe

Den Hirten selbst ins Grab gesteckt

Und uns zugleich vom Sündenschlafe

Wie ihn von Todten auferweckt;

Dies Blut, dies theure Testament,

Macht, daß dein Kind uns Bruder nennt.


Welch Dancklied kan vor solche Gnade

Ein rein und würdig Opfer seyn?

Wir treten vor die Bundeslade

Und wollen dir Gehorsam weihn.

Ein Wandel, der dir wohl gefällt,

Ist doch das reichste Wiedergelt.
[20]

Doch ohne deine Kraft zu wandeln,

Heist nur in Nacht und Nebel gehn;

Die Fertigkeit, stets recht zu handeln,

Muß blos von deiner Hülf entstehn.

Die Hülf erscheinet aufs Gebeth,

Das voller Reu um Beßrung fleht.


Verleih mir Andacht, Wiz und Stärcke,

Was dir gefällt, wohl einzusehn,

Und las von mir in jedem Wercke

Blos deinem Willen gnug geschehn;

Gieb, daß ich sonder Heucheley

Dir und dem Nechsten dienstbahr sey.


Dein Sohn, mein Jesus, hilft vollbringen,

Das macht sein Amt und Priesterthum;

Ihm soll mein Hosianna klingen.

Mein ist der Sieg, sein ist der Ruhm,

Hier heist es Amen in der Zeit,

Dort Heilig in der Ewigkeit.

Quelle:
Johann Christian Günther: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 2, Leipzig 1931, S. 19-21.
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