[Hat jemahls Furcht und Scham, du ungemeines Kind]

[146] Hat jemahls Furcht und Scham, du ungemeines Kind,

Dem niemand an Verstand und Schönheit abgewinnt,

Den angesezten Kiel mir in der Hand verrücket,

So ist es warlich wohl auf diesen Tag geschehn,

An dem, weil ich nunmehr dein Antliz recht gesehn,

Die kühne Feder sich zu deinem Lobe schicket.

Zwar geb ich gerne zu, daß keines Dichters Fleiß

Dein seltenes Verdienst recht abzuschildern weis

Und daß dein Conterfey die Mahlerkunst beschäme;

Jedennoch weil ich jezt von deiner Gunst den Geist,

Von deiner Gütigkeit so Farb als Pinsel nehme,

So waget meine Faust dies, was unmöglich heist,

Und ist noch ungewis, ob, wenn ich dich besinge,

Dies Unternehmen mir Ruhm oder Schande bringe.


Die Sorgfalt der Natur berief auf einen Tag,

An dem der Aeolus in seiner Grotte lag

Und das gefangne Heer bis auf den West verwahrte,

Die Schaar der Tugenden in ihren Fürstensaal,

Dem auch das Louvre nicht den Ruhm des Vorzugs stahl,

Weil Kunst und Werth an ihm nicht die Verschwendung sparte.

Ihr Wort war ein Gesez, ihr Wincken ein Befehl

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Quelle:
Johann Christian Günther: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 1, Leipzig 1930, S. 146-147.
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